Kliniken sehen sich abgehängt

Krankenhausgipfel gefordert

Die Lage in den Kliniken spitzt sich nach den jüngsten Gesetzesbeschlüssen zu. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft will wieder in Dialog mit der Gesundheitspolitik kommen. Dieses Signal geht von der Eröffnung des 42. Krankenhaustages während der Medica aus.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Jeder muss bereit sein, etwas mehr sektorübergreifend zu denken, forderte  Karl-Josef Laumann (CDU) nordrhein-westfälischer Gesundheitsminister, beim Krankenhaustag.

Jeder muss bereit sein, etwas mehr sektorübergreifend zu denken, forderte Karl-Josef Laumann (CDU) nordrhein-westfälischer Gesundheitsminister, beim Krankenhaustag.

© Messe Düsseldorf / ctillmann

Düsseldorf. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert die Einberufung eines Krankenhausgipfels auf höchster politischer Ebene – vergleichbar mit dem Klimagipfel und dem Autogipfel der Bundesregierung.

„Wir müssen gemeinsam sehen, wie wir die Krankenhauslandschaft konstruktiv weiterentwickeln können“, sagte DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß bei der Eröffnung des 42. Deutschen Krankenhaustages auf der Medica in Düsseldorf.

„In den vergangenen Monaten haben wir die Erfahrung mitnehmen müssen: Es wird nicht mit uns gesprochen, sondern es wird über uns gesprochen“, kritisierte Gaß. Die Politik fälle Entscheidungen, ohne den Kliniken Gehör zu schenken. Das solle sich mit dem Klinikgipfel ändern.

Politik soll Lage der Kliniken zur Kenntnis nehmen

Die DKG-Mitgliederversammlung hat ein Positionspapier verabschiedet, in dem sie vor einer Gefährdung der flächendeckenden Versorgung durch Politik und Krankenkassen warnt. „Wir rufen Bundesgesundheitsminister Spahn und seine Kolleginnen und Kollegen in den Ländern auf, die tatsächliche Lage der Krankenhäuser endlich zur Kenntnis zu nehmen“, heißt es dort. Die Politik müsse sich ihrer Verantwortung stellen.

Verantwortung trägt die Politik nach Ansicht von DKG-Präsident Gaß dafür, dass Deutschland zurzeit eine kalte Strukturreform statt eines geordneten Strukturwandels erlebe. Einen solchen geordneten Wandel würde die DKG begrüßen und unterstützen.

Die Qualität der Patientenversorgung habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, sagte Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren. „Die Krankenhäuser haben zunehmend Versorgungsaufgaben anderer Dienstleister übernommen, die nicht das leisten, was von ihnen erwartet wird.“ Trotzdem werde die Krankenhausbranche schlecht geredet.

Frust angestaut

„Es hat sich eine Menge Frust angestaut, wie man mit den Krankenhäusern umgeht“, bestätigte Dr. Michael Weber, Präsident des Verbands der leitenden Krankenhausärzte und Kongresspräsident des Krankenhaustages.

Dazu beitragen würden Probleme wie die Überregulierung, massenhafte Rechnungskürzungen durch den Medizinischen Dienst und Diffamierungen. Das schwäche die Kliniken und die Situation der Patientenversorgung und des Personals. Notwendig sei stattdessen eine Stärkung der Kliniken, sagte Weber. „Das sollten wir zum Ziel eines Krankenhausgipfels machen.“

Auch die Expertise der Pflege müsse dabei einbezogen werden, forderte Dr. Sabine Berninger, Pflegedirektorin an der Josefinum KJF Fachklinik in Augsburg. Die Pflege stelle einen großen Teil der Leistungserbringung im Krankenhaus. „Deshalb wollen wir mitreden und uns beteiligen.“

„Darf kein Palaver bleiben“

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat nichts gegen einen Dialog zwischen Kliniken und Politik. „Aber das Gespräch darf kein Palaver bleiben“, stellte er klar. „Für Palaver bin ich zu alt.“

Die Gefahr bestehe aber, wenn zu viele Beteiligte an einem Tisch sitzen. Sinnvoll wäre ein breit angelegter Austausch aus Sicht Laumanns ohnehin nur unter einer Prämisse: „Jeder muss bereit sein, etwas mehr sektorübergreifend zu denken.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an