Im Überblick
Künstliche Intelligenz – Glossar einer neuen Welt
Wer über Aspekte der Künstlichen Intelligenz (KI) spricht, muss wissen, wovon er redet. Denn KI ist nicht immer gleich KI. Der Versuch einer einordnenden Terminologie.
Veröffentlicht:Künstliche Intelligenz (KI)
KI ist – unabhängig von ihrem konkreten Einsatzgebiet wie der Medizin oder der Mobilität – wissenschaftlich in der Informatik verortet und fokussiert die Automatisierung intelligenten Verhaltens sowie Maschinelles Lernen. Eine konsentierte, wissenschaftliche Definition existiert nicht. Generell ist zu unterscheiden zwischen der schwachen und der starken KI.
Schwache KI
Systemlösungen der schwachen KI sollen menschliches Denken simulieren, um bei einer Problemlösung unterstützen zu können. Die Systeme sind zur Selbstoptimierung fähig, entscheiden aber nicht selbst, sondern handeln auf menschliche Anweisung – über definierte Entscheidungsabläufe (Algorithmen).
Starke KI
Systemlösungen der starken KI sind lernfähige Mechanismen, die die gleichen intellektuellen Fertigkeiten wie der Mensch haben oder ihn darin sogar übertreffen können. Sie können auch gegen den Willen des Menschen handeln – wie zum Beispiel die umstrittenen Killerdrohnen.
Deutsche KI-Strategie
Die Bundesregierung verfolgt mit der Mitte November im Rahmen ihrer Digitalklausur verabschiedeten KI-Strategie das Ziel, Deutschland unter dem Label „AI made in Germany“ zur weltweiten Speerspitze in puncto KI zu machen. Die KI-Strategie ist Teil der Digitalstrategie der Bundesregierung. Die Regierung hat dafür mehrere politische Gremien etabliert, die sie bei der Umsetzung ihrer KI-Strategie beraten sollen. Dazu gehören die Enquetekommission „Künstliche Intelligenz“, die Datenethikkommission und der Digitalrat.
Enquetekommission „Künstliche Intelligenz“
Die Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ soll Chancen und auch die zukünftigen Herausforderungen der KI für Gesellschaft, Staat und Wirtschaft erörtern. Die Enquete-Kommission setzt sich zu gleichen Teilen aus Bundestagsabgeordneten und externen Sachverständigen zusammen.
Datenethikkommission
Binnen eines Jahres soll die Anfang September2018 inaugurierte, unabhängige Datenethikkommission ethische Leitlinien für Datenpolitik, den Umgang mit Algorithmen, KI und digitalen Innovationen vorschlagen und Handlungsempfehlungen geben. Organisatorisch wird sie von den Bundesministerien des Innern sowie der Justiz betreut, ihr gehören 16 Experten aus Medizin, Recht, Informatik, Statistik, Volks- und Betriebswirtschaft, Theologie, Ethik und Journalismus an.
Digitalrat
Der zehnköpfige Digitalrat besteht aus unabhängigen Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, die das gesamte Spektrum der Digitalszene abbilden: Frauen wie Männer, Wissenschaftler und „Macher“, Start-up-Gründer und etablierte Unternehmer. Sie alle stehen für Praxiserfahrung und Innovation. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist überzeugt, dass aus der Arbeit des Digitalrats viele neue Ideen entstehen werden, „die wir als Regierung in die Tat umsetzen können“.
Plattform Lernende Systeme
Die Plattform Lernende Systeme bringt führende Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus den Bereichen Lernende Systeme und KI zusammen. In thematisch spezialisierten Arbeitsgruppen erörtern sie die Chancen, Herausforderungen und Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den verantwortungsvollen Einsatz Lernender Systeme. Aus den Ergebnissen leiten sie Szenarien, Empfehlungen, Gestaltungsoptionen oder Roadmaps ab.
Big Data
Als Big Data – im Deutschen Massendaten genannt – werden große Datenmengen bezeichnet, die die Basis für eine systematische Auswertung darstellen. Um Big Data strategisch zu verwenden, bedarf es unter anderem der KI mit ihren entsprechenden Algorithmen und Möglichkeiten der Mustererkennung. So soll Big Data als Basis den Weg für die KI-gestützte Präzisionsonkologie ebnen.
Machine Learning/Deep Learning
Im Rahmen des Maschinellen Lernens schaffen es Computer, aus Daten und Erfahrungen zu lernen. Werden die Computer zum Beispiel mit Tausenden MRT-Aufnahmen von Hirn-Scans gefüttert, so lernen sie – zunächst menschengesteuert – anhand von immer tiefergehenden Entscheidungsbäumen auffällige Befunde zu erkennen. So kann KI zum Beispiel durch das algorithmengestützte Korrelieren der radiologischen, endoskopischen sowie pathohistologischen Muster Operateure bei der Diagnostik und Eingriffsplanung gezielt unterstützen.
Robotik
KI wird häufig mit Robotiklösungen kombiniert. Dabei gibt es einfache Lösungen wie zum Beispiel smarte Saughilfen – Serviceroboter –, Lösungen zur Mensch-Maschine-Kollaboration, wie sie die Produktionsabläufe der Industrie 4.0 oder intelligente OP-Settings prägen sollen, oder Maschine-Maschine-Kollaborationen, wie das autonome Fahren mit entsprechend konzipierten Automobilen.
Humanoide Roboter
Als Prototyp des KI-gestützten humanoiden Roboters gilt der smarte Roboter Pepper. Dieser wird von dem japanischen Roboterspezialisten Softbank Robotics als Plattform ausgeliefert. Nach Unternehmensangaben ist es der weltweit erste humanoide Roboter, der bei seinem Gegenüber Emotionen wahrnehmen und situationsgerecht reagieren kann. Ihm wird großes Potenzial beim Einsatz zum Beispiel in Pflegeheimen zugetraut.
Geminoide Roboter
Professor Hiroshi Ishiguro, Direktor des Intelligent Robotics Laboratory am Department of Adaptive Machine Systems der Universität Osaka, gilt als Superstar der Robotikszene. Zur Cebit 2018 präsentierte er seinen persönlichen Roboter-Zwilling. Ishiguro will mit seiner „Geminoid“-Technologie nicht nur Ebenbilder der eigenen Persönlichkeit erschaffen, die auch persönliche Bewegungsmuster internalisieren können, sondern schlicht soziale Roboter als Lebenspartner.
Digitalisierung
Unter Digitalisierung wird heute nicht mehr das reine Umwandeln analoger Werte in digitale Formate gemeint, sondern vielmehr die digitale Revolution – das systematische, algorithmengestützte Nutzen der Rohdaten – verstanden.
Digitale Zwillinge
Individuelle Digitale Zwillinge – Digital Twins – sollen künftig KI-gestützt Behandlungsempfehlungen geben. In der Praxis sollen sie somit durch das Zusammenführen ganzheitlicher Datenmodelle ein Abbild des Versicherten schaffen, an dem dann individuelle Gesundheits- und Krankheitsverläufe besser vorhergesagt, Therapien optimiert und erprobt, Risiken minimiert sowie Therapieergebnisse besser vorhergesagt werden können. Ziel ist die personalisierte Behandlung in der Medizin.
Ambient Assisted Living: Durch den Demografiewandel steigt der Bedarf an KI-gestützten Unterstützungslösungen für Senioren aus dem Bereich des Ambient Assisted Living (AAL). Hierbei geht es um Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien in den Alltag einführen um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen, vor allem im Alter, zu erhöhen. (maw)