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Kultusminister vertagen Entscheidung über Masterplan

Demonstration gegen den Masterplan Medizinstudium 2020: Kultusministerkonferenz vertagt Entscheidung.

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Medizinstudierende protestieren am Freitag in Berlin für eine adäquate Finanzausstattung des Reformplans Masterplan Medizinstudium 2020.

Medizinstudierende protestieren am Freitag in Berlin für eine adäquate Finanzausstattung des Reformplans Masterplan Medizinstudium 2020.

© Anno Fricke

BERLIN. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat Beratung und Beschlussfassung zum Masterplan Medizinstudium 2020 ausgesetzt. KMK-Präsidentin Dr. Susanne Eisenmann begründete die Vertagung der Beratungen mit ungeklärten Fragen der Finanzierung. Die Länder erwarteten "einen angemessenen Finanzierungsbeitrag des Bundes" und der für die ärztliche Versorgung zuständigen Träger.

Mit einer publikumswirksamen Aktion hat unterdessen die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) am Freitag in Berlin gegen Inhalte und fehlende Finanzierung des Masterplans protestiert. Die Organisatoren legten vor dem Haus der Kultusministerkonferenz einen Trauerkranz in Gedenken an eine "echte Reform" nieder. Bvmd-Sprecher Nicolas Krapp sagte, er werte die Vertagung als Signal, sich mit der Finanzierung noch einmal auseinanderzusetzen. Ohne ausreichend Geld werde die Reform auf Symbolpolitik reduziert, zum Beispiel beim Thema Landarztquote. Die bvmd lehnt eine solche Quote ab. Wer über die nötigen Mittel verfüge, könne sich nach dem Examen von der eingegangenen Verpflichtung, als Arzt auf dem Land zu arbeiten freikaufen, so der Sprecher. Krapp forderte von der Länderkonferenz, die Medizinstudenten in die weiteren Beratungen über das Reformwerk einzubinden. "Der Prozess steht unter Verschluss", sagte Krapp. Die Studenten fürchten, dass sie auch von der Implementierung des Masterplans in eine neue Approbationsordnung ferngehalten werden sollen.

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte der "Ärzte Zeitung": "Zwingende Voraussetzung für die vollständige Umsetzung des Masterplans ist, dass zusätzliche Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Gesamtfinanzierung des Masterplans an den Wissenschaftshaushalten hängt." Sie forderte erneut eine faire Verteilung der finanziellen Lasten. Doch offensichtlich sind die Fronten verhärtet.

Die KMK habe den Gesundheitsministern der Länder (GMK) bereits im Februar einen Kompromiss vorgeschlagen: Danach sollten sich beide Seiten dazu bekennen, dass der Bund und die Träger der Gesundheitsversorgung sich an der Finanzierung beteiligen. Die GMK habe dieses Kompromissangebot aber abgelehnt, so eine Ministeriumssprecherin.

Der Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages (MFT), Dr. Frank Wissing, forderte, es sei wichtig, "sich einzugestehen, dass die Maßnahmen nicht kostenneutral umzusetzen sind." Der MFT habe allein für die Umsetzung des ambulanten Pflichtquartals Kosten in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro jährlich errechnet. Damit dürften Bund und Länder die Fakultäten nicht allein lassen. Sollte ein "Masterplan Light" kommen, dürften darin aus Sicht von Wissing die Stärkung der Wissenschaftlichkeit im Studium nicht fehlen, ebenso wie eine interprofessionelle Ausbildung, die Kompetenzorientierung des Studiums und eine Weiterentwicklung der Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge Medizin (NKLM) und Zahnmedizin (NKLZ) sowie die Verknüpfung klinischer und theoretischer Inhalte vom ersten Semester. Der Marburger Bund begrüßte die Vertagung. Anstatt "unsinnige Maßnahmen zu beschließen, die zu neuen Prüfungen am Ende des Studiums führen oder die bewährte Tertialstruktur des Praktischen Jahrs in Frage stellen, sollten die Länder sich überlegen, wie sie die Studienplatzmisere lösen", so der MB-Vorsitzende Rudolf Henke.

Zuerst hatte die "Ärzte Zeitung" im Dezember 2016 Details aus dem Masterplan Medizinstudium 2020 abgedruckt.(af/aze/fst)

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