Internistentag

Laborreform bedroht Endokrinologie und Diabetologie

Neue Restriktionen für die Abrechnung von Laborleistungen bringen Endokrinologen und Diabetologen in die Bredouille.

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BERLIN. Nach teilweise dramatischen Absenkungen der Bewertung von Laborleistungen in der Vergangenheit sind mit der 2014 in Kraft tretenden Laborreform neue Einschränkungen geplant: Neben erneuten Abwertungen dürfen Fachärzte nur noch diejenigen Teile des Speziallabors selbst erbringen, die zum Kern ihres Fachgebiets gehören. Die Folgen wurden jetzt beim Deutschen Internistentag in Berlin heftig kritisiert.

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre sind Laborleistungen immer wieder abgewertet worden, manche Parameter wie Calcitonin, ACTH oder Cortisol um 60 bis 80 Prozent.

Generell gilt: Langfristig ist der Anteil der Laborkosten an den Gesamt-Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung von 3,3 Prozent im Jahr 1997 auf aktuell gut 2,9 Prozent gesunken, obgleich 64 Prozent der Diagnosen auf dem Einsatz von Labortechnik beruhen.

Die Endokrinologen als sehr kleine Fachgruppe verantworten lediglich gut zwei Prozent der gesamten Laborausgaben. Die Einschnitte in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass von den rund 180 niedergelassenen Endokrinologen nur noch etwa 50 ein eigenes Speziallabor wirtschaftlich betreiben, beklagen die Fachgesellschaften.

Auf einen Endokrinokologen kommen knapp 500.000 Einwohner. Angesichts schlechter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen werde der Nachwuchs knapp: Die Zahl der Lehrstühle sinke, die Weiterbildungskapazitäten würden eingeschränkt.

Dagegen nähmen die Anforderungen an die Endokrinologie zu: Vier von fünf der von Endokrinologen mitbetreuten Patienten leiden an einer Volkskrankheit wie Diabetes, Adipositas, Osteoporose oder Schilddrüsenerkrankung. Die Prävalenz von Diabetes als eine der bedeutendsten Volkskrankheiten steige.

Das Fazit der Expertenrunde beim Internistentag: Die aktuelle Laborreform ignoriere die Tatsache, dass die endokrinologische Labordiagnostik in der Hand eines Experten für eine gute und kosteneffiziente Versorgung der Patienten unabdingbar sei.

Bei steigenden Patientenzahlen würden Kapazitäten abgebaut. Die qualifizierte endokrinologische Versorgung werde gefährdet. Vor allem werde es keine diagnostischen Innovationen mehr geben. (HL)

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