Angeschossener Mafia-Boss in Klinik

MHH-Ärzte gestehen Fehler ein

Die Medizinische Hochschule Hannover nimmt einen Patienten mit Schusswunden auf. Dabei soll es sich um einen Mafia-Boss handeln. Jetzt steht die Klinik unter Polizeischutz – und in der Kritik.

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Die Behandlung eines Mafia-Bosses an der MHH in Hannover sorgt für Schlagzeilen.

Die Behandlung eines Mafia-Bosses an der MHH in Hannover sorgt für Schlagzeilen.

© Karin Kaiser/MHH

Hannover. Nach anhaltender Kritik an der Behandlung eines angeschossenen Clan-Mitglieds unter Polizeischutz haben Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) Fehler zugegeben.

Laut einem Bericht in der Hannoverschen Allgemeine Zeitung (HAZ) habe Professor Christian Krettek, Leiter der MHH-Unfallchirurgie, in einem internen Schreiben eingeräumt, seine Vorgesetzten zu spät über die Behandlung des Mafia-Bosses informiert zu haben. Erst am 11. Februar informierte die MHH das Wissenschaftsministerium.

Behandlung sorgt für Kritik

Seit zwei Wochen wird der Mann aus Montenegro in der MHH behandelt. Der Patient wird nach Angaben des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums von zahlreichen Polizisten bewacht. „Vergleichbares ist in der 54-jährigen Geschichte der MHH noch nie vorgekommen“, sagt Stefan Zorn, Sprecher der Hochschule.

Die Behandlung und die damit verbunden Kosten sorgen bei allen Landtagsfraktionen – mit Ausnahme der Grünen – für Kritik.

„Es ist erklärungsbedürftig, warum ein Landesbetrieb mit Patienten Geld verdient und der Steuerzahler für die Sicherheit aufkommen muss“, sagte etwa Dr. Thela Wernstedt, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. „In der Güterabwägung ist die Sicherheit der Mitarbeiter höher zu bewerten als eine selektive Patientenbehandlung.“ Die Klinikleitung müsse sich erklären.

Das fordert auch Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) in der HAZ. Die MHH sei ein Landesbetrieb. „Da kann nicht jeder Arzt machen, was er will.“ Eine Pressekonferenz der MHH zum Thema sei von Thümler verboten worden.

Bemerkung bringt Brisanz ans Licht

Der Patient wurde am 7. Februar in die MHH eingeliefert. „Es war für uns nicht zu erkennen, dass dieser Patient ein Mafia-Mitglied ist“, sagt Zorn der „Ärzte Zeitung“.

Erst als der begleitende Arzt berichtete, er habe noch nie ein derart gesichertes Krankenhaus wie das in Montenegro gesehen, sei man auch in Hannover aufmerksam geworden und habe die Polizei über den Patienten informiert. Sie stellte dann zunächst zwei Beamte zu Bewachung ab und dann weitere Beamte des SEK. (cben)

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