Kommentar zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Merkels letztes Datenaufgebot

Angela Merkel will als moderne Kanzlerin abtreten. Dafür setzt sie auf Daten und Digitalisierung. Ein Selbstläufer ist das nicht.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Angela Merkel wird bald Geschichte sein – zumindest als Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Nun scheint sie an ihrem Vermächtnis zu arbeiten. Sie will offensichtlich als moderne Kanzlerin abtreten. Schon anlässlich der damaligen IT-Fachmesse Cebit sagte sie 2016: „Das sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts: die Daten.“

Nun hat die Bundesregierung den Bundestag über die nationale Datenstrategie unterrichtet. Auf knapp 120 Seiten ist dort zu lesen, wie valide Daten das Leben und Regieren erleichtern und unter anderem die Medizin forcieren sollen. Ohne Zweifel hat die Große Koalition – nicht zuletzt wegen Corona? – ziemlich viele Digitalisierungsprojekte angestoßen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will offensichtlich den Nachweis antreten, dass man das gesamte Gesundheitswesen durchdigitalisieren kann – bis auf den Menschen/Patienten, versteht sich.

Lesen Sie auch

Daten und Kennzahlen könnten dann künftig auch über Wohl und Wehe des jeweiligen Ressortministers entscheiden. So heißt es in dem Papier: „Wir pilotieren eine systematische datenbasierte Messung der Leistungsfähigkeit und Effizienz des deutschen Gesundheitssystems mittels geeigneter Indikatoren und Datengrundlagen. Der Aufbau eines solchen Instruments bietet erhebliche Chancen für ein kontinuierliches Monitoring des Gesundheitssystems, die Identifizierung seiner Stärken und Schwächen und damit die Schaffung einer evidenzbasierten Entscheidungsgrundlage für die Politiksteuerung.“

Das ist ein hehrer Ansatz, der auch suggerieren kann, dass des Volkes Wille keine Rolle mehr spielen wird. Aber keine Angst: Soweit wird es nicht kommen. Der Kampf um die kleinsten kommunalen Krankenhäuser wird wahrscheinlich genauso zäh weitergehen wie der gesamte Politikbetrieb. Sonst wäre es ja auch gar keine Politik, sondern reine Administration.

Bleibt also abzuwarten, was aus Merkels Datenvermächtnis wird. Bisher hinken wir im internationalen Vergleich an vielen digitalen Baustellen hinterher.

Schreiben Sie dem Autor: matthias.wallenfels@springer.com

Mehr zum Thema

Abschlussprüfungen

MFA-Prüfung in Thüringen erstmals komplett digital

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor dem Ärztetag in Mainz

Landesärztekammer-Präsident Matheis: „Es wird am Sachverstand vorbei regiert!“

Lesetipps
Mensch tippt auf Tastatur.

© Mikhail Tolstoy / stock.adobe.com

Liste veröffentlicht

Endlich: Zi zeigt, mit welchen PVS Praxen zufrieden sind

Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale

© Nicolas Armer / dpa / picture alliance

Krankmachender Pilz

Candida auris wird immer öfter nachgewiesen