Notdienst: KVWL droht Ärzten mit Strafen

In Westfalen-Lippe erscheinen Ärzte zunehmend nicht zum Notdienst. Die KV will dem jetzt einen Riegel vorschieben und droht, bei "Nicht-Erscheinen zum Dienst" Honorar einzubehalten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Arzt im Notdienst-Einsatz: In Westfalen-Lippe müssen hier zunehmend durch die KV organisierte Vertreter bei Hausbesuchen einspringen.

Arzt im Notdienst-Einsatz: In Westfalen-Lippe müssen hier zunehmend durch die KV organisierte Vertreter bei Hausbesuchen einspringen.

© Klaus Rose

DORTMUND. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) will bei ihren Mitgliedern eine stärkere Disziplin bei der Wahrnehmung von Notdiensten erreichen.

Künftig soll bei Ärzten, die ihre Termine absagen und nicht selbst für eine Vertretung sorgen, Honorar einbehalten werden.

Das beschloss die KVWL-Vertreterversammlung im nicht öffentlichen Teil der Sitzung. Die Änderung muss noch von der Ärztekammer Westfalen-Lippe verabschiedet werden.

Die Maßnahmen seien notwendig geworden, weil in mehreren Bezirken Mitglieder zunehmend nicht zum Dienst erschienen, hatte KVWL-Vize Dr. Gerhard Nordmann zuvor erklärt. Häufig werde nachträglich eine plötzliche Erkrankung zur Begründung angeführt.

Geplante Änderungen kommen nicht gut an

Dem wolle man einen Riegel vorschieben. "Wir müssen eine gewisse Linie da hinein bekommen, weil unsere Kollegen uns leider hängen lassen", sagte Nordmann.

Ein Brief, den die KVWL zur Information über die geplanten Änderungen an ihre Mitglieder geschickt hatte, kam bei einigen nicht gut an. Die Drohung mit Sanktionen, Strafe oder Disziplinierung stehe der KV nicht gut, sagte der Lüdenscheider Hausarzt Dr. Werner Pötter.

Ein solches Schreiben könne junge Kollegen von der Niederlassung abhalten. "Durch diesen Brief ist viel kaputt gemacht worden", kritisierte er. Nordmann kündigte an, dass Urlaubswünsche und andere von Kollegen gemeldete Abwesenheiten im kommenden Jahr nicht mehr berücksichtigt werden können. Ein Grund für die Entscheidung sei die schiere Masse.

60 Prozent der Ärzte tauschen ihren Dienst

Die KVWL habe über vier Wochen sechs Aushilfen damit beschäftigen müssen, die Angaben von rund 11.000 potenziell zum Dienst eingeteilten Ärzten einzupflegen. "Manche Kollegen waren dabei sehr akribisch und haben uns bis zu 20 unterschiedliche Urlaubszeiten angegeben." Da stoße die KVWL an Kosten - und Kapazitätsgrenzen.

"Zudem leisten etwa 60 Prozent der Kollegen ihre Dienste nicht selber, sondern tauschen nach Erscheinen des Dienstplanes", betonte Nordmann. Die aufwändige Urlaubsplanung werde also rasch Makulatur. Er habe zwar Verständnis für die Ärzte in ländlichen Regionen, die ihren Dienst in der Regel selbst machen.

Aber: "Bei durchschnittlich sieben Diensten im Jahr ist es statistisch eher selten, dass der Notfalldienst einem jede Chance zum Urlaub nimmt."

2012 kein eigener gynäkologischer Notfalldienst

Die Entscheidung der KV Westfalen-Lippe, dass es auch 2012 keinen eigenen gynäkologischen Notfalldienst geben wird, sorgte für Ärger bei Frauenärzten. Da Gynäkologen in mehreren Großstädten des Ruhrgebiets keinen eigenen Notfalldienst wollten, hätte eine Flächendeckung nicht erreicht werden können, sagte Nordmann.

"Nur wenn alle Frauenärztinnen und -ärzte sich beteiligen wollen und der Notdienst überall angeboten werden kann, ist er auch umsetzbar." Bei den Frauenärzten sei das, anders als bei den Pädiatern, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und Augenärzten, nicht der Fall.

"Das deckt sich nicht mit unseren Nachfragen", entgegnete Dr. Peter Englisch, Vorsitzender des Berufsverbands der Frauenärzte in Westfalen-Lippe. Bei einer Umfrage des Verbands hätten sich 97 Prozent der Fachgruppe für einen eigenen Dienst ausgesprochen.

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