"Pille danach"

Ordermed gibt DrEd schon wieder den Laufpass

Der Bestellservice Ordermed hat die Bereitschaft seiner Partnerapotheken überschätzt, "Pille danach"-Rezepte der virtuellen Arztpraxis DrEd zu bedienen.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Die Website der virtuellen Arztpraxis DrEd

Die Website der virtuellen Arztpraxis DrEd

© apops/fotolia.com

HAMBURG / LONDON. Nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Kooperation zwischen der virtuellen Arztpraxis "DrEd" und dem Arzneimittel-Bestelldienst Ordermed zur Distribution der "Pille danach" ist diese Allianz schon wieder am Ende.

Ordermed reagierte mit der Kündigung eigenem Bekunden zufolge auf Kritik seitens der Politik aber auch seiner Partnerapotheken. So hatte unter anderem Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer die Abgabe der "Pille danach" in bundesweit 750 Ordermed-Partnerapotheken auf Privatrezept von DrEd als "gefährliche Entwicklung" bezeichnet.

Der direkte Kontakt des Patienten zum Arzt und Apotheker lasse sich mit Telemedizin-Angeboten wie DrEd "in großem Stil umgehen". Weit schwerwiegender als dieser Einwand war für Ordermed aber das Veto aus den eigenen Reihen.

Mehrere Vorstände großer Apothekenkooperationen, mit denen Ordermed zusammenarbeitet, hätten das Projekt abgelehnt und mit dem Abbruch der Geschäftsbeziehungen gedroht.

Man habe wohl die Bereitschaft der Offizinbetreiber, die "Pille danach" offensiver abzugeben, überschätzt, räumt Markus Bönig ein. Der Ordermed-Chef bezieht sich auf einen Beschluss des jüngsten Apothekertages Mitte September in Düsseldorf.

Mehrheitlich hatten die Delegierten auf Antrag der Apothekerkammer Westfalen-Lippe für eine Entlassung der "Pille danach" aus der Rezeptpflicht gestimmt. Für Bönig war das Bestätigung genug, die Kooperation mit DrEd zu vereinbaren.

Angst, Ärzte zu verärgern

Dass die Pharmazeuten in der Praxis schneller als erwartet kalte Füße bekamen, erklärt Bönig mit deren Befürchtung, die organisierte Einlösung von DrEd-Rezepten könnte ortsansässige Ärzte verärgern.

Aus der Ärzteschaft freilich habe man in dieser Sache bislang keinerlei Protest vernommen, weder von einzelnen Ärzten noch von Ärzteverbänden.

Wie ein Sprecher von DrEd mitteilte, bedeutet das Aus der Allianz mit Ordermed keineswegs, dass Rezepte der "Pille danach" nicht auch in deutschen Ladenapotheken bedient werden.

Man habe eine Liste mit mehreren 100 Apotheken, von denen DrEd-Kundinnen schnell beliefert werden, heißt es. Dieses Netz wolle man sukzessive ausbauen. Außerdem sorge man auch weiterhin für Auslieferungen per Versandapotheke.

Antwort an Singhammer

Im übrigen sei jede deutsche Apotheke verpflichtet, von DrEd ausgestellte Rezepte einzulösen.

Dem CSU-Politiker Johannes Singhammer werfen die Macher von DrEd unterdessen Missachtung der EU-Richtlinie über Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung vor.

Formuliert werden darin etwa Grundsätze der Kostenerstattung bei grenzüberschreitender Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, die innereuropäische Anerkennung von Rezepten oder welches nationale Recht für telemedizinische Dienste gilt.

"In einer Lex-DrEd" wolle Singhammer diese Patientenrechte einschränkten, "um den deutschen Gesundheitsmarkt vor unliebsamem Wettbewerb zu schützen".

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Industriepolitik

Habeck will Pharma-Standort Deutschland stärken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verbändeanhörung im Ministerium

Lauterbach will mit Klinikreform endlich ins Kabinett

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Lesetipps
Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt