Patienten mit Gallensteinen bleiben häufig beschwerdefrei

In Deutschland haben etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung Gallensteine. Die Steine können ganz unterschiedlich zusammengesetzt sein: In den westlichen Ländern sind sie zu über 90 Prozent cholesterinreich. Cholesterinsteine bilden sich, wenn die Galle mit Cholesterin übersättigt und die Gallenblase hypomotil ist. Der größte Risikofaktor ist eine hochkalorische, kohlenhydratreiche und ballaststoffarme Ernährung, so Professor Frank Lammert vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Außerdem gibt es noch schwarze und braune Pigmentsteine, berichtet der Gastroenterologe in seiner CME-Fortbildungseinheit "Steinbruch in der Gallenblase". Die schwarzen Steine entstehen, wenn die Bilirubinkonzentration in der Galle erhöht ist. Die braunen Steine dagegen bilden sich in den Gallenwegen, meist bei erhöhter Stase und bakterieller Besiedlung der Gallengänge, aber auch bei Parasiteninfektionen und wenn Nahtmaterial im Gallengang vorliegt.

Bei der Cholezystolithiasis verursachen die meisten Gallensteine keine oder nur geringe Beschwerden. Nur etwa ein Viertel der Betroffenen haben Symptome wie

  • unspezifische Oberbauchbeschwerden und
  • Gallenkoliken.
Farbiges MRI von Gallensteinen in der Gallenblase. In westlichen Ländern sind die Gallensteine zu über 90 Prozent cholesterinreich. © Simon Fraser / Science Photo Library

Farbiges MRI von Gallensteinen in der Gallenblase. In westlichen Ländern sind die Gallensteine zu über 90 Prozent cholesterinreich. © Simon Fraser / Science Photo Library

© Simon Fraser / Science Photo Library

Die unspezifischen Oberbauchbeschwerden ähneln dem Reizdarmsyndrom. Außer über Blähungen, Druck- und Völlegefühl klagen die Patienten häufig darüber, dass sie bestimmte Speisen nicht vertragen. Hierzu zählen vor allem fette und gebratene Mahlzeiten, Kaffee und kalte Getränke.

Eine Gallenkolik, in der Regel ausgelöst durch einen transienten Steinverschluss des Ductus cysticus, äußert sich meist durch ausgeprägte Schmerzattacken im Epigastrium oder rechten Oberbauch, die länger als 15 Minuten anhalten. Oft strahlen die Schmerzen in den Rücken oder in die rechte Schulter aus.

Bei der Choledocholithiasis haben weniger als die Hälfte der Betroffenen Beschwerden. Treten doch Schmerzen auf, sind es typischerweise kolikartige, meist epigastrische Schmerzen durch eine Steinokklusion im Bereich des distalen Gallengangs oder der Papille. Die Koliken durch Gallengangssteine rezidivieren vermutlich bei mehr als der Hälfte der Patienten. Bei etwa einem Viertel von ihnen treten Komplikationen auf.

Die Therapie richtet sich nach der klinischen Situation. Bei unkomplizierter symptomatischer Cholezystolithiasis und akuter Cholezystitis ist die laparoskopische Cholezystektomie die Therapie der Wahl. Bei gleichzeitiger Choledocholithiasis wird ein therapeutisches Splitting mit präoperativer endoskopischer Steinextraktion empfohlen. Bei akuter Cholezystitis oder Cholangitis ist eine Antibiotikatherapie indiziert.

Präventiv wirken Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und körperliche Aktivität. Bei rascher Gewichtsreduktion (> 1,5 kg / Woche) hat sich die prophylaktische Gabe von Ursodeoxycholsäure (UDCA) bewährt. Die Dosis sollte mindestens 500 mg / Tag betragen. UDCA ist eine physiologische Gallensäure, die etwa 10 Prozent des Gallensäurepools ausmacht. Sie vermindert die biliäre Cholesterinsekretion, erhöht die Löslichkeit von Cholesterin und reduziert die intestinale Cholesterinresorption. (otc)

Zu dem Modul "Steinbruch in der Gallenblase"

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung