Rabattverträge

Pohl-Boskamp kritisiert WIdO-Report

Anbietervielfalt trotz Rabattverträgen? Stimmt vielleicht aufs Ganze gesehen. Bei einzelnen Wirkstoffen sieht die Lage jedoch weniger rosig aus, beklagt Firmenchefin Marianne Boskamp.

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HOHENLOCKSTEDT. Die unlängst veröffentlichte Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), wonach sich Rabattverträge positiv auf Anbietervielfalt im Generikamarkt sowie Produkttreue der Patienten auswirken, stößt im pharmazeutischen Mittelstand auf Kritik.

Nachdem zunächst der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie dem WIdO vorhielt, über Lieferengpässe infolge ausgedünnter Anbieterlandschaft "hinwegzutäuschen", meldet nun auch Pohl-BoskampGeschäftsführerin Marianne Boskamp Einspruch an. Sie halte die WIdO -Untersuchung "für zumindest in Teilen fragwürdig".

Die AOK habe "rein oberflächlich" den rabattvertragsgeregelten Markt als Ganzes betrachtet, so Boskamp. "Dann allerdings gelangt man tatsächlich zu einer äußerst geringen Marktkonzentration." Eine solche Betrachtung gehe aber an der Realität vorbei.

In einzelnen Wirkstoffmärkten zeige sich dagegen eine teils dramatische Verengung der Anbieterseite. So auch bei dem Notfallwirkstoff Glyceroltrinitrat gegen Angina Pectoris.

Kostenseitig "ausoptimiert"

Pohl-Boskamp ist mit Nitrolingual® einer von "seit vielen Jahren nur noch zwei Anbietern". Bei dem anderen handelt es sich um die seit 2014 zur indischen Aurobindo-Gruppe gehörende Münchner Puren Pharma. Beide Unternehmen müssten bei jeder Rabattausschreibung "an ihre ökonomischen Grenzen gehen", um den Zuschlag zu erhalten, versichert Boskamp.

"Es ist eine Frage der Zeit, ab wann einer von uns beiden sein Produkt vom Markt nehmen muss, da angesichts der steigenden Anforderungen und damit Kostenentwicklung das Produkt nicht mehr wirtschaftlich hergestellt werden kann".

Sollte der verbleibende Hersteller dann in Lieferprobleme geraten, wäre ein gemäß aktueller Auflistung der Zulassungsbehörde BfArM versorgungsrelevanter Wirkstoff nicht mehr verfügbar.

Zu den kostenträchtigen Anforderungen rechnet Boskamp etwa neue EU-Vorgaben zur Fälschungssicherheit. Kostenseitig habe Pohl-Boskamp sein Nitro-Präparat "bereits ausoptimiert", der Teilmarkt sei mit 850.000 Verordnungen in 2017 ohnehin klein.

Wenigstens Mehrpartnermodell

Um Hersteller kleiner Produkte besser zu schützen, dürfte nach Boskamps Vorstellung für versorgungsrelevante Wirkstoffe bei weniger als vier Anbietern "gar nicht mehr ausgeschrieben werden oder ersatzweise nur im Drei-Partner-Modell".

Es sei unverantwortlich von den Kassen, so die Firmenchefin weiter, solange Exklusivausschreibungen zu fahren, bis ein Wirkstoff nur noch von einem Anbieter verfügbar ist. (cw)

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