Praxismanagement

Praxis am Quartalsende - aus Frust mach' Lust !

So mancher Arzt geht am Quartalsende gerne in die Budgetferien, weil die Umsätze ohnehin zurückgehen. Das können natürlich nicht alle Ärzte so machen. Es gibt aber auch andere Strategien gegen Umsatzeinbrüche.

Von Bernd W. Alles Veröffentlicht:

Es ist schon merkwürdig, das System der pekunären Leistungsanreize für Vertragsärzte. Und ein offenbar wohlbehütetes Geheimnis, hat doch die breite Öffentlichkeit keine Ahnung, wie viel ein Arzt im Quartal zu welchen Konditionen für einen Behandlungsfall als Umsatz erzielt - warum eigentlich? Mag es für die Patienten egal sein - so lange sie nur "gut" behandelt werden.

Aber für den Arzt als Praxismanager ist es nicht nur eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens. Sondern schlechthin auch ein wichtiger Faktor für die Berufszufriedenheit. Und deshalb ist Analyse und Handlung angesagt.

44 Prozent der Kontakte brachten keinen Umsatz

Jeder Vertragsarzt weiß es. Am Quartalsanfang sprudeln die Erlöse dank der Versichertenpauschalen mit erstaunlicher Leichtigkeit in die virtuelle Praxiskasse - jedenfalls, was den ärztlichen Aufwand anbelangt.

Was sich im Quartalsverlauf allerdings rapide - und zwar hin zum Schlechten - ändert. Ganz übel sind die letzten 14 Quartalstage, wo mancher Kollege mit "Budgetferien" liebäugelt. Da dies im Sinne der Patientenversorgung nicht die Lösung sein kann, sind alternative Handlungsweisen gefragt.

Unser Musterarzt, nennen wir ihn Doc Mach Lust, hat sie analysiert, die ärgerlichen vierzehn Endtage einer Abrechnungsperiode für Vertragsärzte. Und Tageslisten mit seiner Praxis-EDV erstellt. Mit einfachen Strichlisten wurden die Inanspruchnahmen (Patientenkontakte) dann ausgewertet. Nach den Kriterien:

  • Kontakte die zu Umsatz führten. Und zwar unterteilt in vertragsärztliche Leistungen und Selbstzahler-Leistungen (Privatpatienten, private Zusatzleistungen)
  • Kontakte, die zu keinem Umsatz führten.
Blick in die Terminverwaltung: Bei Medizinischen Fachangestellten ist gerade am Quartalsende Kreativität gefragt.

Blick in die Terminverwaltung: Bei Medizinischen Fachangestellten ist gerade am Quartalsende Kreativität gefragt.

© Klaro

Das Ergebnis der ärztlichen Tätigkeit, bei normalem Personalaufwand und sonstigen Praxiskosten: 44 Prozent aller Patientenkontakte wurden zum "Nulltarif" erbracht. Das erzeugt Frust. Wie macht man daraus Lust?

Eine Teambesprechung ist nötig, um das Problem auch den Mitarbeiter(innen) zu verdeutlichen. Nicht zuletzt aus deren eigenem Interesse, denn sie könnten auch die Leidtragenden von Sparmaßnahmen zum Quartalsende sein. Wichtiger jedoch: Gemeinsam Handlungskonzepte entwerfen, wie aus Frust Lust wird.

Und das fängt bei der Terminvergabe, ja, bei jedem Patientenkontakt an - und hört erst bei der Verabschiedung eines Patienten auf. Obligat ist der Blick in die elektronische Patientenakte. Es gilt, keine Praxisleistung ohne diesen Blick zu vereinbaren. Denn er zeigt:

  • Sind Umsätze mit dem Patienten im aktuellen Quartal zu erzielen?
  • Falls nein, ist die Anbahnung künftiger Umsätze möglich?

Dass diese Denkweise nur nachgeordneten Charakter hat vor medizinischen Erfordernissen, versteht sich von selbst. Doch wo die Wahl des Zeitpunktes der Inanspruchnahme der Praxis - ohne dem Patienten zu schaden - bleibt, können und müssen wirtschaftliche Überlegungen möglich sein.

Mit einfachen Farbmarkierungen im elektronischen Terminkalender, der natürlich auch dem Arzt im Sprechzimmer zugänglich sein muss, sind die einzelnen Termine zu kennzeichnen. Zum Beispiel Rot für dringende Fälle, Blau für "Umsatzbringer" und Gelb für "Kostenlos".

Mit der gleichzeitigen Denkaufgabe für die Mitarbeiter(innen), wie man aus gelb blau machen kann. Dazu gibt es vielfältige Möglichkeiten. Die allerdings strikt nach medizinischem Sinngehalt und Nutzen für Patienten auszuwählen sind. Präventionsleistungen, DMP-Teilnahme und privatärztliche Leistungen könnten solche Angebote sein.

In zweiter Reihe stehen dann Angebote, die dem gedeckelten Gesamthonorar - ggf. den Zusatzbudgets zum Regelleistungsvolumen (RLV) - unterliegen.

Extrabudgetäre Leistungen sorgen für Zusatzerlöse

Dazu könnten Langzeitblutdruck, Lungenfunktion und Langzeit-EKG gehören. Neuerdings auch die Überlegung, ob man - wenn indiziert - einem Patienten einen Hausbesuch anbietet, der ja außerhalb des RLV honoriert wird. Wohl wissend, dass damit nur ein Verteilungskampf um begrenzte Mittel stattfindet mit entsprechenden Folgen für den Restpunktwert, was aber nichts Neues ist.

Vor allen wirtschaftlichen Erfordernissen steht jedoch das Wohl unserer Patienten. Werden allerdings Leistungen nachgefragt, die nicht (oder nicht zu diesem Zeitpunkt) erforderlich sind, kommt der für viele Ärztinnen und Ärzte schwierigste Akt: Nein zu sagen. Und das, ohne den Patienten zu verärgern. Damit aus Frust Lust wird.

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Kommentare
Dr. Britta Fordran 22.04.201121:30 Uhr

Lust, Frust, Betriebswirtschaft

Ist der genannte Artikel ernst gemeint? So etwas hätte ich nämlich einem Betriebswirt nicht zugetraut. Das zeigt, für wie wirtschaftlich inkompetent die Ärzteschaft noch immer gehalten wird...

Dr. Britta Fordran
Dipl.-Gesundheitsökonom oec.med.
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