Private Krankenversicherung

Privatpatienten auf dem Land bringen mehr

PKV-Patienten auf dem Land haben für dort niedergelassene Ärzte eine große Bedeutung: Mit ihnen erzielen Mediziner in ländlichen Regionen höhere Umsätze als ihre Stadtkollegen. Das zeigt eine Untersuchung der Privatversicherer.

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KÖLN. Die Bedeutung von Privatpatienten in ländlichen Regionen ist größer, als bislang angenommen: Zum einen gibt es auch auf dem Land einen relevanten Anteil von Privatversicherten, zum anderen ist die Bedeutung des Mehrumsatzes, den Ärzte durch sie erwirtschaften, größer als in den Städten.

Zu diesem Ergebnis kommt der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) in einem gerade veröffentlichten Regionalatlas am Beispiel Bayerns. Veröffentlichungen für weitere Bundesländer sind in Planung. Die PKV will damit den Vorwurf widerlegen, dass die Unterschiede bei der Zahl der Privatpatienten zur ungleichen Verteilung von Ärzten in den Städten und auf dem Land beitragen.

Während der Anteil der Privatversicherten bundesweit Ende 2017 durchschnittlich 10,6 Prozent betrug, lag er in Bayern mit 12,7 Prozent etwas höher. Die niedrigste Quote hatte Schweinfurt mit 7,9 Prozent Privatpatienten, die höchste der Landkreis Starnberg mit stolzen 24,6 Prozent. Im Schnitt sind in Bayern 184 Ärzte je 100.000 Einwohner ambulant tätig. Die Spanne reicht dabei von 71 im Landkreis Landshut bis 375 in der Stadt Rosenheim.

Alternative Daten-Orientierung

Nach Angaben der Autoren Shereen Chaibi und Frank Schulze Ehring muss bei der Betrachtung der Unterschiede die Mitversorgerfunktion der Städte für die umliegenden ländlichen Regionen berücksichtigt werden. Sie orientieren sich deshalb in ihrer Untersuchung nicht an Stadt- und Kreisgrenzen, sondern an Raumordnungsregionen.

Dadurch verringert sich die Spanne beim Anteil der Privatpatienten auf 9,2 Prozent (Raumordnungsregion Main-Rhön) bis 17,6 Prozent (Raumordnungsregion München). „Damit gibt es auch in stark ländlich geprägten Regionen Bayerns einen erheblichen und relevanten Anteil von über 9 Prozent Privatversicherten.“

Laut Chaibi und Schulze Ehring erzielen Ärzte auf dem Land mit der geringeren Zahl von Privatpatienten höhere Gewinne als ihre Kollegen in den Städten. Der Grund: Die Privatversicherten, die auf dem Land wohnen, sind im Schnitt älter und gehen häufiger zum Arzt. Außerdem haben die Ärzte in den städtischen Ballungszentren höhere Kosten, etwa bei Mieten und Gehältern.

Nach den alters- und kostenadjustieren Berechnungen im Regionalatlas kommen die bayerischen Landärzte auf Mehrumsätze im Realwert von durchschnittlich 65.000 Euro im Jahr, in den großen Städten erzielen die Ärzte 53.000 Euro. Als Mehrumsatz bezeichnet die PKV den Betrag, der Leistungserbringern zusätzlich zur Verfügung steht, weil die von der PKV gezahlten Vergütungen über denen der gesetzlichen Krankenkassen liegen.

Daten sprechen gegen gängige These

„Die Privatversicherten tragen damit gerade auch in ländlichen Regionen überproportional zum Fortbestand der Arztpraxen bei“, sagt PKV-Verbandsdirektor Dr. Florian Reuther. Die Daten aus dem Atlas widerlegen seiner Ansicht nach die These, dass sich Ärzte seltener in ländlichen Regionen niederlassen, weil es dort weniger Privatversicherte gibt.

„Die Regionaldaten zeigen, dass eine Vereinheitlichung der Vergütungssysteme von gesetzlicher und privater Krankenversicherung, wie sie etwa die SPD anstrebt, keineswegs zu einer besseren Verteilung der Ärzte in Deutschland führen würde“, betont Reuther. Das Gegenteil sei der Fall. „Wer die Mehrumsätze der Privatpatienten streicht, gefährdet die medizinische Versorgung durch niedergelassene Ärzte auf dem Land stärker als in den Städten.“ (iss)

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