Notfall-Telemedizin

Projekt "NIDA"

Die IT-Lösung "NIDA" vernetzt Rettungswagen und Kliniken, Ärzte können Notfälle dadurch schneller behandeln. Allein in Bayern sind 1600 Rettungsfahrzeuge damit ausgerüstet – aber nur jede fünfte der 400 Kliniken.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Für die Behandlung kranker Touristen aus dem EU-Ausland muss die EHIC vorgelegt werden.

Für die Behandlung kranker Touristen aus dem EU-Ausland muss die EHIC vorgelegt werden.

© contrastwerkstatt/stock.adobe.com

FERNWALD. EKG, Puls und Blutsauerstoffkonzentration direkt aus dem Krankenwagen in die Klinik senden – der Notfall-Informations- und Dokumentations-Assistent (NIDA) ermöglicht das. Am mobilen NIDA-Pad, einer Art Spezial-Tablet-PC, geben die Rettungsassistenten die Notfalldaten ein. Vitaldaten können sie direkt von den entsprechenden Messgeräten übernehmen.

Die Informationen senden sie an das korrespondierende Klinik-System, wo sie auf einem Arrival Board übersichtlich dargestellt werden. So können sich Fachärzte und Klinikpersonal vorab vorbereiten, sowie Räume und Geräte organisieren.

Entwickelt hat das Pad und die damit verknüpften IT-Lösungen die 2003 gegründete medDV GmbH von Betriebswirt Carsten Rausch und Ingenieur Gunter Ernst. "Wir haben angefangen mit Schlaganfällen", berichtet Rausch der "Ärzte Zeitung". Er und sein Kollege waren bei den Johannitern über Jahre als Rettungsassistenten tätig, teilweise als Organisatorische Leiter im Rettungsdienst. Ihrem Produkt können auch Stürze oder Spritzwasser nichts anhaben.

Schnelle, zielgerichtete Hilfe?

Besonders für zeitkritische Notfälle wie Insult oder Herzinfarkt entwickelten sie zusätzlich noch eigene Standardprotokolle im Pad, die schnelle, zielgerichtete Hilfe ermöglichen sollen. In einer Studie mit einigen Kliniken und dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen verkürzte das System die Zeit bis zur Behandlung um bis zu eine halbe Stunde. "Die Kliniken sparen Ressourcen", resümiert Rausch. NIDA dient zudem der Kommunikation von Rettungswagen und Leitstelle, kann für Krankentransporte, Dokumentation und Abrechnung eingesetzt werden.

In Bayern nutzen seit 2014 alle Rettungsdienste mit 1600 Wagen NIDA. Rheinland-Pfalz verwendet das Produkt, zudem Städte und Landkreise in Baden-Württemberg, Hamburg, NRW, Hessen, Brandenburg, und anderen Ländern. Bundesweit sind es 3500 bis 4000 Fahrzeuge.

Das korrespondierende Kliniksystem wird seltener genutzt. In Bayern haben es derzeit 80 von 400 Kliniken. Damit werden bei monatlich etwa 220.000 Einsätzen immerhin etwa 30.000 bis 35.000 Patienten elektronisch vorangemeldet. Bundesweit haben derzeit 100 von 2000 Kliniken NIDA-Systeme.

Kleine Kliniken mit wenig Notfällen haben kaum Verwendung. Aber auch die Kosten sind ein Faktor. Für Rettungsdienste sind das 7000 bis 10.000 Euro pro Fahrzeug. Kliniken bekommen für 2000 bis 3000 Euro ein Arrival Board, wo die Daten ankommen. Eine Lösung, die Daten direkt mit dem KIS integriert, kostet etwa 15.000 Euro. medDV will NIDA weiterentwickeln. Derzeit wird der Transfer von Videosequenzen aus dem Rettungswagen an die Klinik getestet.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Projekt des Innovationsfonds

Praxen in NRW werden zur ePA befragt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung