Telemedizin

Projekt soll Vernetzung in NRW antreiben

Häufig werden Patienten aus der Klinik ohne einen direkten Verweis auf die ambulante Nachsorge entlassen. Ein telemedizinisches Projekt in NRW setzt genau hier an.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:
TEL.net@NRW soll für Austausch unter Ärzten in 17 Kliniken und zwei Gesundheitsnetzen sorgen.

TEL.net@NRW soll für Austausch unter Ärzten in 17 Kliniken und zwei Gesundheitsnetzen sorgen.

© vege / Fotolia

DÜSSELDORF. Rund 50.000 Patienten sollen von einem neuen Projekt in Nordrhein-Westfalen profitieren, das den sektorenübergreifenden Aufbau telemedizinischer Netzwerke im Bereich Intensivmedizin und Infektiologie fördert.

Dafür stehen aus dem Innovationsfonds 20 Millionen Euro zur Verfügung, erklärte Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens bei der Vorstellung der Initiative.

"Wenn Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Krankenhäusern und Praxen über einen kurzen Draht Patientinnen und Patienten gemeinsam mit dem Ziel einer bestmöglichen Behandlung begutachten, steigt die Qualität der Versorgung insgesamt", sagte Steffens.

Die Unikliniken Aachen und Münster stellen in dem Projekt TEL.net@NRW ihr Spezialwissen zur Verfügung und gewährleisten, dass Experten rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche zu erreichen sind.

Auf der sogenannten Empfängerseite stehen 17 Kliniken aus den Regionen Aachen und Münster sowie zwei Netze: das Gesundheitsnetz Köln-Süd mit 77 Ärzten und das Ärztenetz Medizin und Mehr aus Bünde mit 55 niedergelassenen Medizinern.

Konferenz per Video

Im Rahmen von TEL.net@NRW wird sichere Video-Kommunikation zwischen den beteiligten Einrichtungen aufgebaut, gleichzeitig werden wichtige Daten über den Patienten und seinen Zustand ausgetauscht. Ärzte aus Krankenhäusern und Praxen beraten dann per Videokonferenz gemeinsam, welche Therapie die jeweils beste ist.

Für Steffens ist auch wichtig, dass der Patient an diesen Konferenzen beteiligt ist, weil sie an seinem Bett stattfinden. Damit erlebe er unmittelbar das Gefühl einer besseren Versorgung.

Auch die Krankenhausgesellschaft NRW, die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen sowie die Techniker Krankenkasse sind an dem Projekt beteiligt. "Das gesamte Gesundheitswesen in NRW steht dahinter", sagte Günther van Aalst, Leiter der Landesvertretung NRW der TK.

Nahtlosen Übergang sicherstellen

Die Beteiligung der ambulanten Netzwerke soll vor allem die gute Versorgung der Patienten nach einem stationären Aufenthalt und den nahtlosen Übergang in die ambulante Nachsorge sicherstellen.

Die Bereiche Intensivmedizin und Infektiologie seien gewählt worden, weil es hier nur wenige Experten gebe, eine bessere Versorgung aber Menschenleben retten könne, erklärte Professor Gernot Marx, Direktor der Klinik für operative Intensivmedizin am Uniklinikum Aachen.

Dass telemedizinische Kooperation und damit optimierte Behandlung dies leisten können, habe sich bereits im Projekt "Telematik in der Intensivmedizin" des Landes NRW gezeigt, so Marx: Die Sterblichkeitsrate bei Patienten mit einer Sepsis sei hier um 25 Prozent zurückgegangen.

Steffens sieht Nordrhein-Westfalen als Vorreiter in der Telemedizin. Seit 2007 fördert das Land Projekte der Telemedizin und Telematik, dafür stehen bis zum Jahr 2020 50 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir können damit Engpässe in den Versorgungsstrukturen kompensieren."

E-Health-Gesetz als sichere Basis

Die für das Projekt notwendige Technik sei zwar längst etabliert, dennoch könne man hier von einer Fahrt auf der Überholspur reden – denn das Gesundheitswesen sei noch weit von dem technologischen Stand einer Industrie 4.0 entfernt, so die Gesundheitsministerin.

Auch habe das neue E-Health-Gesetz der Bundesregierung den Austausch bestimmter Daten überhaupt erst auf eine sichere rechtliche Basis gestellt.

TEL.net@NRW ist zunächst auf drei Jahre angelegt und wird dann von der Universität Bielefeld und dem ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin ausgewertet.

Die Beteiligten glauben aber an eine dauerhafte Fortsetzung: "Es gibt wenige Projekte in dieser Größenordnung, die so gute Chancen haben, am Ende in der Regelversorgung anzukommen", sagte van Aalst.

50 Millionen Euro will das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt bis zum Jahr 2020 für die Förderung telemedizinischer Projekte bereitstellen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Videosprechstunden bieten Ärzten und Patienten mehr Flexibilität.

© KRY

Videosprechstunde

Mit Telemedizin zu neuen Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: DMS Digital Medical Supply Germany GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an