SoftPro

Roboterhand mit Fingerspitzengefühl

Robotermechanische Greifintelligenz könnte Armamputierten in ihrem Lebensalltag neue Perspektiven geben. Ein Prototyp einer solchen Prothesenhand wird derzeit in Hannover getestet.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Ass im Ärmel? Proband Ludwig L. bewegt seine Roboterhand nach Anweisung von Professor Henning Windhagen und Dr. Eike Jakubowitz (v.l.).

Ass im Ärmel? Proband Ludwig L. bewegt seine Roboterhand nach Anweisung von Professor Henning Windhagen und Dr. Eike Jakubowitz (v.l.).

© MHH

HANNOVER. In der Regel sind Armprothesen entweder nur kosmetische Ebenbilder der verlorenen Extremität oder sie bieten im Vergleich zur menschlichen Hand nur stark vereinfachte Funktionen. Damit könnte bald Schluss sein. Denn: Derzeit wird im Institut für Orthopädische Bewegungsdiagnostik der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Annastift weltweit zum ersten Mal der Prototyp einer neuen Roboterhand mit armamputierten Patienten getestet.

"Im Vergleich zu den bisher verfügbaren Prothesenhänden besitzt die in Italien entwickelte Hand eine ,robotermechanische Greifintelligenz‘, die durch ein ausgeklügeltes System aus künstlichen Sehnen, Umlenkrollen und Differenzialgetrieben erzielt wird", erläutert Professor Henning Windhagen, Direktor der MHH-Klinik für Orthopädie.

Dank des neuen Systems können laut MHH erstmals die Bewegungen aller Finger gleichzeitig und intuitiv mit nur einem Motor gesteuert werden. Durch die Fingerkonstruktion passt sich die Hand an die unterschiedlichsten Formen wie rund, eckig oder flach an, sodass das mühsame Erlernen verschiedener Greifmuster – wie es bei herkömmlichen Prothesen notwendig war – wegfällt.

Pappbecher zu ergreifen möglich

In die Entwicklung dieser Greifintelligenz seien Forschungsergebnisse des Instituts für Orthopädische Bewegungsdiagnostik aus besonders aufwändigen, zweijährigen Bewegungsstudien mit gesunden Probanden und betroffenen Patienten eingeflossen, wie es heißt. "Unsere Patienten sind integraler Bestandteil der Entwicklung in dem von der EU geförderten Forschungsprojekt SoftPro", so Windhagen.

Die beiden Patienten aus der Region Hannover, Roswitha M. und Ludwig L., hätten bereits Tests unter simulierten Alltagsbedingungen absolviert. Der neue Prototyp erlaube es ihnen zum Beispiel, einen Pappbecher zu greifen, ohne ihn zu zerdrücken. Zudem könnten sie mit einem filigranen Spitzgriff eine Nähnadel aufnehmen und halten.

Ziel des multizentrischen Projekts mit einem Gesamtvolumen von 7,4 Millionen Euro sei es, die Technologie innerhalb der nächsten zwei Jahre in eine prothetische Anwendung zu überführen. Das Konsortium sehe für das Jahr 2020 vor, das mittlerweile sehr gut funktionierende Konzept der robotermechanischen Greifintelligenz in einen vorvermarktbaren Zustand zu bringen.

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