E-Health

Sind Wearables und Health-Apps noch zu unausgegoren?

Viele Versicherer setzen auf Wearables und Health-Apps, um an Kundendaten zu kommen. Nicht so die Swiss Re: Der Rückversicherer sieht die elektronischen Helfer noch in den Kinderschuhen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Gesundheitsdaten ihrer Kunden versprechen Versicherern viel für die Risikoeinschätzung.

Gesundheitsdaten ihrer Kunden versprechen Versicherern viel für die Risikoeinschätzung.

© Artur Marciniec/stock.adobe.com

KÖLN. Geräte zum Messen von Fitness- und Gesundheitsdaten, die sogenannten Wearables, werden für Versicherer erst dann richtig interessant, wenn sie besser ausgereift sind und eine stärkere medizinische Ausrichtung erhalten. Das erwartet der Rückversicherer Swiss Re.

Die Armbänder, mit denen Nutzer ihre körperlichen Aktivitäten messen können, haben eine rasante Verbreitung gefunden. Ob sie tatsächlich einen medizinischen Wert haben, ist bislang noch nicht erwiesen, betont Kelvyn Young, Leiter des Bereichs Partnerschaften in der Lebens- und Krankenversicherung bei Swiss Re.

Wissenschaftlicher Beleg fehlt

Der wissenschaftliche Beleg für den allgemeinen Nutzen des Ziels der 10.000 Schritte am Tag steht beispielsweise noch aus, sagt er. Die nächste Herausforderung für die Wearables besteht seiner Ansicht nach darin, den Nutzern personalisierte Empfehlungen zu geben, die auf detaillierten medizinischen Daten basieren.

Die Versicherer haben in der Vergangenheit die Nutzung von Fitness-Trackern und anderen Wearables in Lebens- und Krankenversicherungspolicen eingebaut und Kunden Rabatte und andere Vergünstigungen eingeräumt, wenn sie ihnen Fitness- und Lifestyledaten zur Verfügung stellen. Bekannt ist Vitality von Generali.

"Allerdings wird sich erst noch zeigen müssen, ob diese Produkte in der breiten Bevölkerung wirklich zu einer spürbaren Verbesserung des Gesundheitszustands führen oder ob sie nicht in erster Linie nur für jene attraktiv sind, die ohnehin fitter und gesünder sind", sagt Young.

Seine Annahme: Erst wenn die Geräte bessere Daten und Erkenntnisse über den individuellen Gesundheitszustand der Nutzer liefern, werden sie für die Versicherer wirklich interessant. Denn dann erlauben sie Aussagen zu Morbidität und Mortalität.

Skepsis herrscht auch bei Health-Apps

Auch der Großteil der auf dem Markt befindlichen Gesundheits-Apps ist im Moment nicht in der Lage, aussagekräftige medizinische Daten zu liefern, findet Young. Einige wenige seien aber bereits effizient.

Sie hätten das Potenzial, zu niedrigen Kosten große Teile der Bevölkerung zu erreichen und belastbare Ergebnisse im Gesundheitsmanagement zu erzielen, die Auswirkungen auf die Erkrankungsraten und die Sterblichkeit haben können, erwartet er.

Wenn Versicherer bei Wearables und Apps auf solche ausgefeilteren Modelle setzen, können sie Kunden individualisierte Angebote machen und auf zusätzliche Erkenntnisse hoffen. Dies sei nützlich zur Vorhersage über die weitere Entwicklung von Krankheiten, aber auch für die frühere Intervention und Unterstützung bei Krankheiten.

Das betreffe aber auch neue Techniken für die Zeichnung von Risiken unter Einbezug der von Wearables gelieferten Daten sowie individuelle Prämien abhängig vom Gesundheitszustand und zur Kalkulation von Prämien, die je nach Lebenszyklus variieren.

Es geht um den Gesundheitszustand

Young geht davon aus, dass die Versicherer verstärkt darauf abzielen werden, Rückmeldungen zum Gesundheitszustand der Kunden zu erhalten, die über allgemeine Angaben zur Fitness hinausgehen.

"Langfristig werden die Versicherer, die wirklich differenzieren und Mehrwert bieten, diejenigen sein, die Apps und Wearables auf eine intelligente Art für die Risikoselektion und für wegweisende Erkenntnisse über die Gesundheit nutzen", prognostiziert Young für die Zukunft entsprechender Kundenmodelle.

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