Junge Ärzte
Steigendes Interesse an der Allgemeinmedizin
Der Hausärzteverband sieht die Talsohle in der Allgemeinmedizin durchschritten. Allerdings wollen sich zu wenig Ärzte niederlassen.
Veröffentlicht:BAD ORB. Die Zahl der Weiterbildungsabschlüsse in der Allgemeinmedizin ist von 1112 im Jahr 2013 auf rund 1600 im vergangenen Jahr gestiegen. "Die Talsohle ist damit durchschritten", lautete die Einschätzung von Eberhard Mehl bei der practica 2017 in Bad Orb. Allerdings schränkte der Hauptgeschäftsführer des Hausärzteverbandes ein, dass auch dieser Zuwachs noch lange nicht ausreiche, um den demographiebedingten Schwund an Hausärzten vollständig zu kompensieren.
Mittelfristig benötige man deutlich über 2000 Abschlüsse pro Jahr, um den personellen Status Quo bei den Hausärzten erhalten zu können. Dies gelte umso mehr, da sich ein relevanter Anteil weitergebildeter Allgemeinärzte gar nicht niederlassen würde. So hätten sich 2013 lediglich 648 der 1112 weitergebildeten Allgemeinärzte für eine Nieserlassung entschieden. Viele junge Ärzte zögen zunächst ein Angestelltenverhältnis vor oder wanderten ins Ausland ab. Dies zeige, dass zwar das Interesse am Fach Allgemeinmedizin, nicht aber unbedingt die Neigung zur Niederlassung gestiegen sei. Deshalb reiche die Zahl der angehenden Allgemeinärzte in der Weiterbildung (derzeit rund 5000) auf Dauer nicht aus.
Allerdings könne man auch feststellen, dass Hausärzte, die aus Altersgründen ihre Praxen abgegeben wollen, wieder besser Nachwuchs finden als noch vor drei Jahren. Mehl führt dies vor allem auf die deutlich höhere Vergütung der Weiterbildungsassistenten in der Praxis zurück. Mit Hilfe der Förderprogramme sei es heute möglich, 5000 oder auch mitunter bis zu 7000 Euro zu verdienen. Dies entspreche auch der Vergütung, mit der ein angehender Arzt in der Klinik rechnen könne.
Damit sei ein weiterer Anreiz für eine allgemeinmedizinische Weiterbildung in der Praxis geschaffen worden, die nunmehr ja auch vom Deutschen Ärztetag – mit dem Votum für eine Stärkung der Weiterbildungszeit in der Praxis – zusätzlich bekräftigt worden ist.