SARS-CoV-2

Strafanzeige gegen Virologen Streeck gestellt

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft beschäftigen sich nun auch mit der Heinsberg-Studie – dienstlich.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Der Virologe Professor Hendrik Streeck hat die Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner Heinsberg-Studie bereits öffentlich zurückgewiesen.

Der Virologe Professor Hendrik Streeck hat die Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner Heinsberg-Studie bereits öffentlich zurückgewiesen.

© Uni Duisburg-Essen

Köln. Gegen den Bonner Virologen Professor Hendrik Streeck ist Strafanzeige gestellt worden. Sowohl die Kriminalpolizei Bonn als auch die Staatsanwaltschaft der Stadt bestätigten auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ einen entsprechenden Bericht des Wirtschaftsmagazins „Capital“. Beide Behörden stehen im Austausch zur Bewertung der 100-seitigen Anzeige.

Nach dem Bericht erhebt ein Wissenschaftler dort schwere Vorwürfe gegen den Leiter der Heinsberg-Studie zum Ausbruch der Corona-Epidemie in Gangelt im Kreis Heinsberg. Die Vorwürfe reichen von der „Erfindung von Forschungsergebnissen“, von „Täuschung“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung und dem Verstoß gegen Anforderungen an klinische Studien, so das Magazin.

Bei dem Wissenschaftler handelt es sich offenbar um Dr. Markus Kühbacher aus Wendlingen am Neckar. In sozialen Medien beschäftigt er sich sehr aktiv mit der „COVID-19 Case-Cluster-Study“ und veröffentlicht Dokumente. Auf Twitter hat er am Donnerstagnachmittag auch seine Strafanzeige veröffentlicht.

Unter anderem hat er den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet um Informationen zum Thema gebeten. Kühbacher will von Laschet unter anderem wissen, seit wann er oder die Landesregierung Kenntnis von den angeblichen Vergehen Streecks haben. Er verweist darauf, dass die Regierung schließlich mit den Ergebnissen der Studie die Lockerungen mancher Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie begründet habe.

Uni bestätigt Beratung durch Ethikkommission

Streeck hat die Vorwürfe zurückgewiesen, unter anderem in der Talkshow „Markus Lanz“. In der Anzeige heißt es laut „Capital“ unter anderem, er habe die Studie in Heinsberg begonnen, bevor das erforderliche positive Votum der Ethikkommission der Universität Bonn vorgelegen habe.

Nach Angaben Streecks habe es die für die Studie – eine Beobachtungs- und keine klinische Studie – notwendige berufsrechtliche Beratung gegeben. Die Ethikkommission der Uni Bonn hat gegenüber der „Ärzte Zeitung“ bestätigt, dass diese Beratung stattgefunden hat.

Der Virologe steht seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse der Studie am ersten deutschen „Corona-Hotspot“ unter Beschuss. Sein Berliner Kollege Professor Christian Drosten hatte die Methode der Studie und die Interpretation mancher Ergebnisse anfangs kritisiert.

Bedenken gab es ebenfalls wegen der Tatsache, dass die Studie auch mit Mitteln der Landesregierung finanziert wurde. Insbesondere die Zusammenarbeit des Forscherteams mit der PR-Agentur Storymachine war vielen sauer aufgestoßen. In diesem Punkt hat Streeck Fehler eingeräumt.

Am Freitag gab die Staatsanwaltschaft Bonn bekannt, keine Ermittlungen gegen Streeck aufzunehmen.

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Kommentare
Dr. Peter Schimmelpfennig 03.07.202009:05 Uhr

Ist denn ein Virologe, der Maskenverwendung noch im März mehrfach ablehnte und sich anschl. doch dazu bekennt (aufgrund welcher neuen Forschungsergebnisse eigentlich ?) im Vergleich zu Prof. Streek der kompetentere bzw. wissenschaftlich besser arbeitende?

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