Telemedizin für die letzte Lebensphase

Viele Palliativ-Patienten wollen ihr Leben zu Hause beschließen. Wie Telemedizin bei ihrer Versorgung helfen kann, wird in einem neuen Projekt erprobt.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Für Telemedizin zu Hause gibt es schonviele Anwendungen, etwa die Überwachung des Blutdrucks.

Für Telemedizin zu Hause gibt es schonviele Anwendungen, etwa die Überwachung des Blutdrucks.

© Philips Deutschland

OLDENBURG. Trotz starker Förderung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) gibt es immer noch viele Versorgungsdefizite im Alltag sterbender Patienten. Jetzt will eine Oldenburger Initiative mit moderner Kommunikationstechnik das Versorgungsproblem in der heimischen Umgebung der Patienten lindern - und zwar mit Hilfe des Ambient Assisted Living (AAL)-Konzeptes. Intelligente technische Unterstützungsmöglichkeiten in der häuslichen Versorgung für Menschen in ihrem letzten Lebensjahr (PAALiativ), heißt das Projekt. Die Initiatoren konzentrieren sich auf sterbende Patienten mit Lungenkrebs oder COPD. Ende vergangenen Jahres ist PAALiativ an den Start gegangen und wird jetzt in die Tat umgesetzt.

"Wir haben zunächst die Patienten nach ihren besonderen Bedürfnissen und Problemen befragt", berichtet Alexander Jüptner, Dienststellenleiter der Johanniter Unfallhilfe in Berne bei Oldenburg. "Die Kranken wünschen sich vor allem die Unterstützung durch ihre Angehörigen. Dann kommt lange nichts. Und dann kommt der Wunsch nach besserer medizinischer Unterstützung quasi als doppelter Boden."

Vor allem Krisensituationen der Sterbenden müssen schneller geklärt werden, so Jüptner. "Hat ein Patient Atemnot, wird er immer noch meistens in eine Klinik eingewiesen, um einen Tag später wieder nach hause gebracht zu werden." Hier könnte eine webgestützte Hauskommunikationsplattform helfen. Patienten, Ärzte, Angehörige und Pflegedienste sollen Einträge machen können und auch Zugriff erhalten. Außerdem hält die Plattform Vitalparameter fest, zum Beispiel den Blutdruck. Die Werte werden via Internet transportiert. "So können Ärzte und Pfleger schneller und genauer beurteilen, wann sie eingreifen müssen." Die genauen technischen Anwendungen seien noch in der Planung, so Jüptner. Zudem sollen feste Abläufe beschrieben werden, an die sich die Beteiligten im Falle einer Krise halten können.

Insgesamt acht Partner, unter anderem das Oldenburger Pius-Hospital, das Oldenburger Palliativzentrum, Software-Hersteller und die Johanniter Weser-Ems, haben sich zu dem Projekt zusammengeschlossen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,5 Millionen Euro gefördert.

Die Projektpartner bringen noch einmal die gleichen Summe auf, erläuterte Jüptner. PAALiativ soll auch klären, ob es in die spezialisierte ambulante Palliativversorgung einbettet werden und damit von den Krankenkassen bezahlt werden kann.

Info: www.paaliativ.de und www.aal-deutschland.de

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