Viele Apotheken in wirtschaftlicher Schieflage

Apotheker trifft es als Unternehmer wie Ärzte: Die betriebswirtschaftliche Lage vieler Offizinen in Deutschland ist prekär. Mittel- bis langfristig könnten viele von der Bildfläche verschwinden, prophezeit eine aktuelle Studie.

Ruth NeyVon Ruth Ney Veröffentlicht:
Beratung in der Apotheke: Laut einer aktuellen Studie sieht die Zukunft für viele Apotheken in Deutschland nicht rosig aus. © Udo Kroener / fotolia.com

Beratung in der Apotheke: Laut einer aktuellen Studie sieht die Zukunft für viele Apotheken in Deutschland nicht rosig aus. © Udo Kroener / fotolia.com

© Udo Kroener / fotolia.com

KÖLN. Der Betriebsvergleich, den das Kölner Institut für Handelsforschung (IfH) jährlich kostenfrei anbietet, hat ergeben, dass zurzeit 37 Prozent der 400 teilnehmenden Apotheken über das Jahr hinweg Verluste machen. Betroffen seien Apotheken sowohl auf dem Land, als auch in größeren Gemeinden oder Städten. Dies bestätige den Trend, dass das betriebswirtschaftliche Ergebnis von Apotheken im Schnitt schon seit Längerem rückläufig ist - durchschnittlich 0,5 bis ein Prozentpunkt vom Bruttoumsatz, so der IfH-Bereichsleiter Dr. Markus Preißner.

Viele Apotheken verschleierten dies, indem sie künstlichen Gewinn schafften. "Sie verrechnen die Verluste mit Gewinnen aus anderen Bereichen - beispielsweise Einkünfte aus Vermögensanlagen -, zehren Rücklagen auf und berücksichtigen kalkulatorische Kosten nicht ausreichend", erläuterte Preißner. Dies sei ein typischer Fehler in vielen inhabergeführten Unternehmen und komme ebenso bei Ärzten vor.

Anhand einer Gruppe von 125 Apotheken, aus denen genaue Zahlen zu abgegebenen Arzneipackungen auf Rezept oder als OTC vorlagen, errechneten die Marktforscher zudem, wie sich eine Reduzierung des Apothekenhonorars auf die Rentabilität auswirken würde. In der vergangenen Woche hatte nämlich der Bremer Gesundheitsökonom Professor Gerd Glaeske geäußert, dass 4,80 Euro anstelle von bisher 5,80 Euro pro rezeptierter Packung ausreichend zur Finanzierung der Distributionskosten in der Apotheke seien und so Einsparungen in Höhe von 610 Millionen Euro ermöglichten.

Nach den IfH-Daten wären die Folgen für die Apothekenlandschaft jedoch dramatisch. Von den 125 Apotheken wären dann 53 Prozent nicht rentabel. 35 Prozent der zuvor rentablen Landapotheken und 30 Prozent der zuvor rentablen Stadtapotheken wiesen nun ein negatives Betriebsergebnis auf. Dies hätte zwar nicht zwangsläufig die Schließung aller betroffenen Apotheken zur Folge. Schließlich könnten durch den Wegfall einiger Konkurrenten die Umsätze anderer Apotheken wieder steigen. Aber vor allem auf dem Land würde das Apothekennetz vermutlich stark ausgedünnt und die Versorgungssituation verschlechtert, so die Marktforscher. In einem Beitrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bestätigte Ulrich Laut, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Hessen, die schlechte wirtschaftliche Situation vieler Apotheken. Der Jurist sieht ebenfalls ein Drittel bis ein Viertel der 1600 selbstständigen Apotheker in Hessen in einer kritischen wirtschaftlichen Situation.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Sparen beim Arzt und Apotheker

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München

Weniger Bürokratie

Wie nützt Digitalisierung?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Muster 16. DiGA-Verordnungen sind als „Gebühr frei“ zu kennzeichnen (1). Im BVG-Feld (2) steht eine „6“, wenn nach Bundesversorgungs- oder -entschädigungsgesetz Anspruch auf die Verordnung besteht. Im Verordnungsfeld (3) darf maximal eine DiGA verordnet werden. Anzugeben sind „Digitale Gesundheitsanwendung“, die PZN und der Name der jeweiligen DiGA [7].  Pfizer Deutschland GmbH

© Pfizer Deutschland GmbH

Chronischer Schmerz: Digitalisierung hält Einzug

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Hypochlorite desinfizieren gut, sind aber auch giftig und ätzend. In diesem Therapieversuch war die Chemikalie wirksam gegen eine Infektion der Haut mit Polyoma-Viren.

© Malivi / stock.adobe.com

Kasuistik

Trichodysplasia spinulosa: Die Säure hat geholfen

Herzinfarkt: Mehr als die Hälfte der Herzinfarkte ging in einer Studie bei Frauen unter 65 Jahren auf andere Ursachen als eine Atherosklerose der Herzkranzgefäße zurück. (Symbolbild mit Fotomodell)

© My Ocean studio / stock.adobe.com

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose