Digitalisierung
Viele Patienten nehmen digitale Angebote an – wenn es sie gibt
Es liegt nicht an den Patienten, wenn die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht vorankommt. Vielmehr fehlen die Angebote, zeigt eine aktuelle Umfrage.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Patienten stehen den Möglichkeiten der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber. Digitale Gesundheitsdienstleistungen werden bereits breit genutzt, so weit es dazu bereits ein Angebot gibt. Die Bereitschaft, die eigenen Daten mit Ärzten zu teilen, ist dabei besonders ausgeprägt. Anderen Akteuren gegenüber sind Patienten deutlich zurückhaltender.
Das zeigt eine Online-Umfrage im Auftrag des Software-Anbieters samedi unter 1009 deutschen GKV-Versicherten im Alter zwischen 18 und mehr als 70 Jahren, die in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern wohnen. Die Umfrage ist Ende August von Splendid Research umgesetzt worden. Die gleichnamige Software von samedi erlaubt eine praxis- und klinikübergreifende Patientenkoordination im Gesundheitswesen vom Online-Arzttermin, Zuweisung, Fallsteuerung bis hin zu Managed Care mit Behandlungspfaden und Befundaustausch.
Hohe Bereitschaft, digitale Angebote zu nutzen
Laut Umfrage wären 73 Prozent der Teilnehmer bereit, ihre Termine online zu buchen, sofern dies digital möglich wäre. Erinnerungen an Termine oder Vorsorgeuntersuchungen per E-Mail oder SMS würden 60 Prozent nutzen, das E-Rezept immer noch 58 Prozent. Gesundheits-Apps wären für jeden dritten Befragten eine Option, vor allem zur Kontrolle und Prävention und Dokumentation, beispielsweise als Diabetiker Tagebuch.
Die tatsächliche Inanspruchnahme derartiger Angebote ist allerdings deutlich geringer ausgeprägt. So buchen lediglich 35 Prozent der Teilnehmer Termine online, 34 Prozent gehen im Internet bereits auf Arztsuche. Von den Patienten, die bereits Termine buchen, können allerdings 57 Prozent nur selten in dieser Richtung aktiv werden. Der am häufigsten genannte Grund dafür (74 Prozent): Ärzte bieten diesen Service zu selten an.
Diskrepanz zwischen Nutzungswunsch und Realität
Auch bei Gesundheits-Apps ergibt sich eine Diskrepanz von Nutzungswunsch und Umsetzung: 15 Prozent der Teilnehmer nutzen bereits derartige Apps, von denen im Laufe dieses Jahres möglicherweise die ersten auf Kassenrezept verordnet werden können. Besonders häufig genutzt werden von den 15 Prozent dabei Apps zur Dokumentation chronischer Erkrankungen wie Diabetes-Tagebücher(47 Prozent) und Apps zur Prävention und Kontrolle von Vitalparametern (43 Prozent). Die jeweiligen Apps hatten 56 Prozent der Nutzer in Eigenrecherche gefunden, nur 17 Prozent hatten eine Empfehlung vom Arzt erhalten.
Ein weiteres Ergebnis der tatsächlichen Nutzung: 21 Prozent der Teilnehmer kommunizieren bereits online per E-Mail mit Ärzten und/oder Kliniken.
Mehrheit teilt Daten aus Apps noch nicht
Mit Ärzten teilen 35 Prozent der Nutzer von Gesundheits-Apps ihre Daten. Von ihnen sehen 89 Prozent den Vorteil, dass dies die Behandlung vereinfache. Die anderen 65 Prozent teilen keine Daten. Häufigster Grund dafür: Ärzte könnten die Daten nicht digital entgegennehmen (37 Prozent).
Leistungen wie Telemonitoring, E-AU-Bescheinigung oder Videosprechstunde sind laut Umfrage in der tatsächlichen Nutzung weit abgeschlagen. Jeweils erst zwei Prozent der Befragten geben an, dies schon in Anspruch genommen zu haben.
Hohes Vertrauen zu Ärzten
Gefragt wurde auch danach, mit wem die befragten GKV-Versicherten ihre Daten teilen würden. Demnach sagen 86 Prozent, sie würden Gesundheitsdaten mit ihren Ärzten teilen. 66 Prozent würden ihren Impfstatus digital bereitstellen, 65 Prozent die Basisdaten. Auf Platz zwei folgen Krankenkassen (61 Prozent) gefolgt von anderen medizinischen Leistungserbringern (47 Prozent). Hingegen gaben 83 Prozent an, ihre Daten nicht Internetkonzernen zur Verfügung zu stellen. Dasselbe gilt für Gerätehersteller (78 Prozent).
Datenschutz hoch im Kurs, Umsetzung wurde nicht gefragt
Die Umfrage zeigt auch, dass die Patienten viel Wert auf Datenschutz legen. 87 Prozent stimmen den Aussagen zu, dass sie über ihre persönlichen Daten selbst bestimmen wollen und dass der Schutz vor Missbrauch durch Dritte wichtig ist. 65 Prozent der Befragten haben Angst vor Datenmissbrauch und 50 Prozent fürchten, zu einem „gläsernen Patienten“ zu werden.
Gefragt wurde in der Umfrage auch nach der Zufriedenheit mit der Praxis beim letzten Arztbesuch. Demnach sind die Patienten in Großstädten überwiegend einverstanden mit Kompetenz und Service der besuchten Ärzte und ihrer Praxen. Laut Umfrage zeigten sich 83 Prozent mit der Freundlichkeit, 81 Prozent mit der fachlichen Kompetenz und 75 Prozent mit der Zeit ihres behandelnden Arztes für die Behandlung zufrieden.
Auch die Medizinischen Fachangestellten (MFA) wurden als freundlich (78 Prozent) und kompetent (76 Prozent) beurteilt. Mit der Erreichbarkeit der Praxis, dem Therapieerfolg und der technischen Ausstattung sind ebenfalls jeweils mindestens 70 Prozent zufrieden. (ger)