Arzneimittelpolitik

WIdO meldet 99,3 Prozent Generika-Verfügbarkeit

Zeichnet sich in der Koalition ein Konsens ab, exklusive Rabattverträge zu untersagen? Aus AOK-Sicht gibt die Analyse der Versorgungslage keinen Reformbedarf her.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

Berlin. Im Streit um einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen exklusiv rabattverpartnerten Generika und Lieferengpässen legt das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) nach: Bei 461 laut BfArM vorübergehend nicht lieferbaren Produkten seien Anfang September 99,3 Prozent der zu GKV-Lasten verordneten Arzneimittel (über 66 000 PZN) auch lieferbar gewesen. Im AOK-System war demnach die Versorgungssicherheit mit 99,7 Prozent sogar noch höher. Zur gleichen Zeit habe etwa in Schweden, wo es bereits ein verpflichtendes Melderegister für Lieferausfälle gibt, die Versorgungssicherheit 97,3 Prozent betragen.

Keine Ausdünnung der Anbietervielfalt

Angesichts dieser Zahlen könne keine Rede davon sein, dass Lieferengpässe hierzulande durch exklusive Rabattverträge verursacht wären. „Die Fakten erzählen eine andere Geschichte“, so Helmut Schröder. Der stellvertetende WIdO-Geschäftsführer insistiert zugleich auf der Unterscheidung zwischen Lieferproblemen und Versorgungsengpässen. In der Regel stünden bei Lieferschwierigkeiten eines Anbieters „genügend Alternativen anderer Hersteller zur Verfügung“.

Auch in der Binnenanalyse der AOK-Rabattverträge lasse sich keine Ausdünnung der Anbietervielfalt erkennen. So habe sich die Konzentration im generischen Teilmarkt zwischen 2006, dem letzten Jahr vor Anlauf der Rabattverträge auf breiter Front, und 2018 sogar verringert: Von 478 Punkten gemäß Herfindahl-Index auf 277 Punkte.

Festhalten an Exklusivverträgen

Dabei habe der Anteil der AOK-Patienten, die übers Jahr ohne Präparatewechsel auskamen, von 73 Prozent (2006) auf 79 Prozent (2018) leicht zugenommen. Für WIdO-Vize Schröder ein Indiz, „dass exklusive Rabattverträge die Arzneimittelversorgung sicherer machen“. Die AOK verpartnert üblicherweise die meisten Generika exklusiv. Nur für einige wenige, besonders häufig verordnete Mittel – zuletzt beispielsweise Omeprazol oder Simvastatin – werden zwei oder drei Lieferanten mit ins Boot geholt.

Wie kürzlich bereits der Chef der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, erteilt auch Schröder der von einigen Unionspolitikern erhobenen Forderung eine Absage, die Kassen zum Mehrpartnermodell bei Rabattausschreibungen zu verpflichten. Lieferengpässe ließen sich damit nicht verhindern; vielmehr würden nur große Hersteller Marktanteile auf Kosten kleinerer gewinnen.

SPD pro Mehrpartnermodell?

Aktuell strickt auch die SPD-Fraktion an einem Positionspapier zu Lieferengpässen. Das sei jedoch noch nicht abgestimmt, heißt es aus Fraktionskreisen. Dem Vernehmen nach beinhaltet auch dieses Papier den Vorschlag, Exklusivverträge abzuschaffen. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an