Myanmar

Wachsende private Konkurrenz im Klinikmarkt

Das ehemalige Burma reformiert sein mangelbehaftetes Gesundheitswesen. Das zieht auch ausländische Investoren an - vor allem im privaten Sektor. Doch die Wandlung des Landes wird noch lange dauern.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

RANGUN. Seit knapp fünf Jahren verfolgt Myanmar eine Transformation von einer Militärdiktatur hin zu einem demokratischen Staat.

Die Welt steckt viel Hoffnung in die Öffnung des Landes, die Erwartungen sind noch größer geworden, seit Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bei den Parlamentswahlen im vergangenen November einen historischen Triumph feiern konnte.

Die Oppositionsführerin hat mit ihrer Nationalliga für Demokratie (NLD) die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament gewonnen.

Da sich das ehemalige Burma auch wirtschaftlichen Investitionen aus dem Ausland geöffnet hat, versuchen internationale Unternehmen im Land Fuß zu fassen, denn es gibt in fast allen Branchen einen immensen Nachholbedarf - so auch im Gesundheitswesen.

Wie die "Myanmar Times" am 8. Januar in ihrer Online-Ausgabe berichtete, liefen derzeit die Vorbereitungen für die Erstellung des Nationalen Gesundheitsplans 2016 bis 2021.

Gesundheitsminister U Than Aung stellte dabei zwei Schwerpunktthemen in den Fokus: nicht übertragbare Krankheiten, die sich nicht mit Medikamenten behandeln ließen und übertragbare Krankheiten.

Defizite bei Gesundheitskennziffern

Die Weltbank hebt in ihrem Rahmenwerk für die Länderpartnerschaft von 2015 bis 2017 unter dem Titel "Myanmar: Empowering People for Inclusive Growth" hervor, dass sich die Gesundheitsausgaben Myanmars mit 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes im Jahre 2013 international auf niedrigem Niveau befinden. 2012 habe der Wert aber gerade einmal 0,2 Prozent betragen.

Defizite weise das frühere Birma auch bei den Gesundheitskennziffern auf. So belaufe sich die Kindersterblichkeit noch immer auf 40 je 1000 Lebendgeburten. Jedes Jahr stürben 2000 Schwangere und 50.000 Kinder an vermeidbaren Ursachen.

Nur 71 Prozent der Geburten würden von ausgebildeten Geburtshelfern begleitet, 78 Prozent erhielten eine postnatale Versorgung. Wie die Weltbank hervorhebt, habe sich Myanmars Regierung dazu verpflichtet, den defizitären Zugang zu qualitätsgesicherten Dienstleistungen im Gesundheitswesen mittels einer universellen Gesundheitsabsicherung (Universal Health Care/UHC) zu begegnen.

Hoher Präventionsbedarf

Wie aus dem "Health System Review" des Asia Pacific Observatory on Health Systems and Policies aus der zweiten Jahreshälfte 2014 hervorgeht, sei die Lebenserwartung von Neugeborenen zwar zwischen 1980 und 2011 wesentlich gestiegen. Aber immer noch sorgten verschiedene Krankheiten für eine Verkürzung der Lebenserwartung im gesunden Zustand.

Die führenden fünf Ursachen für die behinderungsbereinigten Lebensjahre (Disability Adjusted Life Years - DALY) sind demnach untere Atemwegsinfektionen, Tuberkulose, Diarrhoe, HIV/Aids und Insulte.

Präventionsbedarf herrsche vor allem im Hinblick auf die fünf größten Risikofaktoren Ernährung, Tabakkonsum, die von Festbrennstoffen im Haushalt ausgehende Luftverschmutzung, Bluthochdruck und hoher Blutzucker. Nicht übertragbare Krankheiten hätten einen Anteil von 40 Prozent an den Todesursachen.

Wie der Bericht weiter ausführt, hat Myanmar zwar Erfolge beim Verfolgen der vor 15 Jahren im Rahmen der als "Millennium-Gipfel" bezeichneten 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen vereinbarten gleichnamigen Millenniumsziele (Millennium Development Goals/ MDG) verzeichnen können.

Erreicht wurden die Zielvorgaben bei der Reduzierung der Mortalität bei Kindern unter fünf Jahren oder auch der Müttersterblichkeit allerdings nicht.

Ob Myanmar auf dieser Basis die Kraft und den Willen hat, das dritte Ziel (Sustainable Development Goal/SDG) "Gesundheit" der im September in New York verabschiedeten "2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen - eine Vision mit 17 Zielen und 169 Unterzielen - im Zeitraum 2016 bis 2030 zu erreichen, ist zweifelhaft.

Kaum private Gesundheitsanbieter

Das öffentliche Gesundheitswesen in Myanmar untersteht weitestgehend dem Gesundheitsministerium. Dabei stehen Zentren für die spezialisierte Behandlung nur in den Städten Rangun und Mandalay zur Verfügung. In anderen Städten gibt es allgemeine Kliniken mit teils spezialisierten Abteilungen.

Das Behandlungsspektrum reicht von modernen Therapien bis zu traditionellen medizinischen Praktiken. Insgesamt betreibt die Regierung 14 traditionell ausgerichtete Kliniken und hat jetzt für Forschungszwecke eine Universität für Traditionelle Medizin ins Leben gerufen.

Wie es in einer Analyse des privaten myanmarischen Krankenhausmarktes der Unternehmensberatung Ipsos Business Consulting heißt, sind seit 2007 auch private Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen im Land erlaubt.

Die noch wenigen Privatkliniken erfreuten sich vor allem bei betuchten Myanmaren einer Beliebtheit, da die gewünschten Eingriffe sofort und in besserer Qualität als in staatlichen Häusern ausgeführt würden.

Die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) berichtet, dass vor allem private Klinikbetreiber aus Thailand - einem beliebten Ziel für Medizintouristen aus Myanmar - und Japan Fuß auf dem Markt fassen.

Der thailändische Anbieter Bumrungad International Hospitals betreibe in Rangun das hochmoderne Pun Hlaing Siloam Hospital mit 95 Betten. Der Großteil der Medizintechnik stamme von dem deutschen Anbieter Siemens Healthcare.

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