Und so seh ich es

Wie viele Teufelchen passen wohl auf eine Kanüle?

Veröffentlicht:

Am 1. April ist die Laborreform bekannt geworden - nicht etwa als Aprilscherz; doch ob beabsichtigt oder nicht, es ist ein bitterer Scherz für die Hausärzte daraus geworden. Den Schöpfern dieser Reform mag ihre Idee im Entwurf vielleicht genial vorgekommen sein, der Teufel aber steckt wie immer im Detail. Diesmal stellte sich schnell heraus, dass man es nicht nur mit einem Teufel, sondern mit einer ganzen Schwadron dieser Höllengeister zu tun hat.

Die Laborreform entmachtet die Laborgemeinschaften - ihre Mitglieder "dürfen" dann zwar noch Blut abnehmen und programmieren, welche Untersuchungen durchgeführt werden sollen, aber Geld verdienen dürfen sie damit nicht mehr. Die KBV glaubte offenbar noch, sich ausgesprochen großzügig zu zeigen, indem sie als Entschädigung für die Honorareinbußen den Wirtschaftlichkeitsbonus erhöhte - um 20 Prozent. Das klingt viel, aber: Acht Pünktchen pro Patient mehr, das sind bei einem Punktwert von 3,5 Cent 28 Cent pro Patient.

Ach wenn es nur nicht so viele kleine Teufelchen gäbe! Aus allen Ecken des Landes hört man lautes Stöhnen über die Umsetzung der Reform in den kleinen Details: Mehraufwand mit dem neuen Formular, hohe Kosten bei der Umrüstung, Unklarheiten bei der Steuer, Versorgung mit Material für die Blutentnahme - mit all diesen Teufeln fühlen sich viele Ärzte allein gelassen, allein gelassen vor allem von ihrer oft schlecht vorbereiteten KV.

Spannend wird jetzt die Frage, ob die Hausärzte demnächst der Teufel reitet und ob sie nicht nur die Analyse dem Laborarzt überlassen, sondern auch die Patienten zur Blutentnahme überweisen. Manches spricht dafür - viel Aufwand und Ärger lässt sich sparen. Die Laborärzte dürften dankbar sein, können sie den Kassen doch alles voll in Rechnung stellen.

Doch was wären die Folgen? In Städten, wo Laborärzte niedergelassen sind, mag das noch so klappen, kaum aber in der Provinz. Vor allem die Gebrechlichen, die kein Auto haben, sind für die Blutentnahme auf ihren Hausarzt angewiesen. Die Frage ist aber auch: Hat man daran gedacht, wie viele Patienten unterwegs zwischen Haus- und Laborarzt verloren gehen, weil sie einfach "keinen Bock" auf diesen neuen Weg haben, mobil oder nicht, Stadt oder Provinz, hin oder her?

In den Zeiten der Scholastik haben sich die Jünger des Augustinus darüber den Kopf zerbrochen, wie viele Teufel auf einer Nadelspitze Platz hätten. Das dürften etwa so viele sein wie auf einer Kanüle. Aber wie viele Teufel infolge der Laborreform inzwischen die Ärzte plagen - das hat sich leider keiner rechtzeitig überlegt, meint

Ihr Ironius

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten