Digitalisierung
„Wir wollen die zentrale Datenhaltung darstellen“
Köln. IBM hat ehrgeizige Ziele bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Der IT-Konzern möchte sich nicht nur auf dem Terrain der elektronischen Gesundheitsakten (eGA) und der elektronischen Patientenakten (ePA) positionieren, sondern auch als Anbieter einer sicheren Umgebung für Gesundheitsdaten.
Die Techniker Krankenkasse hat mit TK-Safe die IBM-eGA bereits im Einsatz. Die Hanseatische Krankenkasse und aktuell die BKK Viactiv haben sich für die IBM-Gesundheitsakte entschieden, die Barmer hat dem Unternehmen den Zuschlag für den Aufbau ihrer ePA gegeben. Laut IBM könnten in absehbarer Zeit bis zu 24 Millionen gesetzlich Krankenversicherte die IBM-Gesundheitsplattform zur Speicherung und Verwaltung ihrer Gesundheitsdaten nutzen. Über 200 000 TK-Versicherte nutzen die Akte bereits. „Bei der Techniker Krankenkasse haben wir dreistellige Zuwächse pro Tag, ohne dass die Akte aktiv beworben wird“, sagt Ronald Fritz, verantwortlicher Partner/Geschäftsfeldleiter für die IBM-Gesundheitsplattform der „Ärzte Zeitung“.
Ständig Kontakt mit der gematik
Mit der IBM-eGA bieten die Kassen ihren Versicherten freiwillig eine persönliche Gesundheitsakte mit verschiedenen Funktionen an. Ab 1. Januar 2021 sind die Kassen verpflichtet, ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte zur Verfügung zu stellen. Für diese Anwendung der Telematikinfrastruktur gibt die gematik die Spezifikationen vor. „Wir können relativ zügig die ePA mit der eGA verzahnen“, versichert Fritz. IBM tausche sich bei der ePA-Entwicklung ständig mit der gematik aus. „Sonst könnten wir nicht pünktlich starten.“
IBM hat auch die Grundlagen dafür geschaffen, dass Ärzte Daten gesichert in die eGA auf einem mobilen Endgerät übertragen können. Das Unternehmen hat die KV-Connect Mobile Schnittstelle der KV Telematik implementiert und kann damit theoretisch rund 12 000 Ärzte erreichen, die mit KV-Connect arbeiten. „Wir wollen die Standards, die im Markt sind, nutzen“, betont Fritz.
Er sieht KV Connect ebenso wie den Datenstandard IHE als einen Weg für die notwendige Anbindung weiterer Leistungsanbieter an die eGA. „Nach heutigem Stand ist die Telematikinfrastruktur dafür nicht die Antwort.“ Da sei es gut, auf Alternativen zurückgreifen zu können.
Auch mit der PKV im Geschäft
IBM ist mit der eGA auch in der PKV unterwegs. Mit der Central und der DKV werden die beiden ersten Anbieter ihren Versicherten die Akte bald zur Verfügung stellen. Neben der IBM-Akte sind vor allem zwei weitere Modelle im PKV-Markt präsent: die eGA „Vivy“ und das Portal „Meine Gesundheit“. Seit Längerem habe sich aber kein Versicherer mehr mit der Entscheidung für eine Lösung nach vorne gewagt, so Fritz. „Ich verspüre zurzeit eine gewisse Zurückhaltung in der PKV.“ Viele würden erst einmal abwarten, was in der GKV passiert.
Stichwort App auf Rezept: „Wir wollen darauf hinwirken, dass wir mit der Akte die zentrale Datenhaltung der Versicherten darstellen und auch bei Medizin-Anwendungen eine gewisse Ordnung erreichen.“ Ärzte könnten medizinische Apps nur verordnen oder empfehlen, die bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Vorstellbar wäre eine Art Gütesiegel. Fritz: „Datenhaltung und -sicherheit sind wichtige Facetten für solch ein Gütesiegel. Da wollen wir uns als IBM positionieren.“ App-Herstellern wolle man anbieten, die sichere IBM-Umgebung für die Datenhaltung zu nutzen, da sie alle geforderten Sicherheitsstandards erfülle. Die Standardisierung der Datenhaltung sei das Gebot der Stunde, betont der IBM-Manager. Es gehe darum, die Daten sicher zu halten und sicher in die Akte zu bekommen. (iss)