Chirurgie rettet vielen Adipösen das Leben

BERLIN (eis). Über eine Million Menschen haben in Deutschland eine morbide Adipositas. Nur durch chirurgische Eingriffe haben sie dann realistische Chancen, dauerhaft substanziell an Gewicht zu verlieren und schwere Folgekrankheiten zu vermeiden, sagt Professor Rudolf Weiner aus Frankfurt am Main.

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Nach Studiendaten ist die Lebenserwartung bei morbider Adipositas (BMI über 40) durch Folgen wie Typ-2-Diabetes oder Herzkreislaufleiden um 20 Jahre verkürzt, wie Weiner beim Fortbildungsforum der Bundesärztekammer in Berlin berichtet hat. Eine dauerhafte Gewichtsreduktion durch konservative Maßnahmen wie Ernährungs- und Bewegungsprogramme sei bei den Betroffenen praktisch nicht zu erreichen. Operative Verfahren wie Magenband oder Magenbypass seien hier deutlich überlegen.

Weiner berichtete über das Ergebnis einer US-Kohortenstudie. Darin waren 1035 Patienten mit Adipositas-Chirurgie und 5746 Patienten mit gleichfalls morbider Adipositas über bis zu fünf Jahre nachbeobachtet worden (Ann Surg 240, 2004, 416). Die Operierten verloren in dieser Zeit 67 Prozent ihres Übergewichts. Die Sterberate in dieser Gruppe war mit 0,7 Prozent um 89 Prozent geringer als die Sterberate in der Kontrollgruppe (6,8 Prozent).

"Deutschland ist bei der Adipositas-Chirurgie ein Entwicklungsland", sagte Weiner. Nach seinen Angaben wurden 2005 bei uns etwa 1200 solcher Eingriffe vorgenommen, im Vergleich zu 230 000 in den USA. Bisher werden die Eingriffe von der GKV nur in Ausnahmen bezahlt. Weiner forderte, dass sich Kostenträger künftig an internationalen Standards für die Indikation zur Op orientieren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Eine Op gibt es nur für wenige Adipöse

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