Automatisch gesteuerte Insulinabgabe

Künstliches Pankreas bewährt sich bei Diabetes in der Klinik

Typ-2-Diabetiker im Krankenhaus profitieren von einem künstlichen Pankreas. Die automatisch gesteuerte Insulinabgabe verbessert die Blutzuckereinstellung, so eine Studie.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Komponenten des künstlichen Pankreas: Die Pumpe gibt automatisch nach einem Algorithmus das Insulin ab.

Komponenten des künstlichen Pankreas: Die Pumpe gibt automatisch nach einem Algorithmus das Insulin ab.

© Inselspital, Universitätsspit

BERN. In Deutschland hat etwa jeder dritte Patient im Krankenhaus die Nebendiagnose Diabetes. Die Blutzucker-Einstellung bei ihnen ist schwierig: Akute Krankheiten, veränderte Kost, Medikamente und medizinischen Behandlungen verändern den Insulinbedarf ständig. Die Folge sind stark schwankende Blutzuckerwerte, was wiederum Komplikationen wie Wundheilungsstörungen und Infektionen begünstigt.

Ärzte aus England und der Schweiz um Dr. Lia Bally vom Universitätsspital Bern haben nun untersucht, ob sich mit einem künstlichen Pankreas die Stoffwechseleinstellung von Typ-2-Diabetikern im Krankenhaus verbessern lässt. In einem geschlossenen Kreis von Zuckermessgerät und Insulinpumpe ("closed loop") drosselt oder steigert die Pumpe anhand der ermittelten Glukosewerte automatisch die Insulinabgabe. Ein Kontrollalgorithmus reguliert dabei die Insulinzufuhr bedarfsgerecht je nach Glukosewert. Damit wird eine optimierte Einstellung des Diabetes unter Vermeidung von Hyper- und Hypoglykämien möglich. Das System kann binnen 15 Minuten installiert werden und übernimmt die Blutzuckereinstellung autonom, berichtet das Universitätsspital Bern in einer Mitteilung.

An der Studie nahmen 136 stationäre Patienten mit Typ-2-Diabetes und Insulintherapie in Bern und Cambridge teil. Die Patienten erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder die herkömmliche Versorgung mit manuellen Blutzuckermessungen und Injektionen des Hormons, oder der Blutzucker wurde mit dem künstlichen Pankreas reguliert. Die Patienten wurden bis 15 Tage oder bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus behandelt. Die Ergebnisse sind jetzt beim amerikanischen Diabeteskongress (ADA) in Orlando und im "New England Journal of Medicine" vorgestellt worden (NEJM 2018; online 25. Juni).

"Das künstliche Pankreas erwies sich als wirksam, praktikabel und sicher im Krankenhaus einsetzbar", berichten die Ärzte. Die Blutzuckereinstellung der Patienten verbesserte sich im Vergleich zur herkömmlichen Insulintherapie signifikant. So waren Patienten der Interventionsgruppe knapp 65 Prozent der Studienzeit im Blutzuckerzielbereich (primärer Studienendpunkt), in der Kontrollgruppe waren es 42 Prozent. Die durchschnittlichen Glukosewerte lagen im Schnitt bei 154 mg/dl in der Interventionsgruppe und 188 mg/dl in der Kontrollgruppe. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Zahl der Hypoglykämien (BZ unter 54 mg/dl) und bei den applizierten Insulinmengen (mittlere Dosis 44,4 vs 40,2 IE). Schwere Hypo- oder Hyperglykämien sowie Ketoazidosen wurden nicht registriert.

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