Mikrobläschen sollen Wirkstoffe gezielt im Herz freisetzen

BERLIN (Rö). Für ein neues Therapieverfahren in der Kardiologie erhält heute der Heidelberger Arzt Dr. Raffi Bekeredjian den BioFuture- Preis. Bei dem neue Verfahren sollen winzige Gasbläschen Gene oder Arzneimittel ins Herz transportieren. Durch Ultraschall werden die Bläschen dort zerstört, so daß der Inhalt freigesetzt wird. Für die Gasbläschen werden herkömmliche Ultraschall-Kontrastmittel verwendet.

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Bekeredjian hat das neue Verfahren gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität von Texas entwickelt, wie die Universität Heidelberg mitteilt. Mit den 900 000 Euro Fördersumme des Preises, der ihm heute vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin verliehen wird, will der Forscher die Methode an der Universitätsklinik Heidelberg bis zur klinischen Anwendung weiterführen.

Bekeredjian gehört der Arbeitsgruppe "Experimentelle Echokardiographie" von Professor Dr. Helmut Kücherer an. Das Potential der neuen Methode schätzt dieser hoch ein: "Durch die Zerstörung von Ultraschall-Kontrastmitteln im Herzen könnten zum Beispiel beim Herzinfarkt hohe Konzentrationen von Medikamenten im Herzmuskel freigesetzt werden." Die unerwünschten Wirkungen wären gering, da sich der Wirkstoff nicht im gesamten Körper verteilt.

In seinen Arbeiten hat Bekeredjian bereits belegt, daß die Gasbläschen ("microbubbles") tatsächlich Gene und Arzneimittel transportieren können. So veröffentlichte er 2003 in "Circulation" Ergebnisse von Tierversuchen, die belegten, daß die Mikrobläschen die enthaltenen Gene nach Ultraschall-Beschallung fast nur im Herzen freisetzen.

Von den Blasen als Genfähren versprechen sich die Heidelberger Forscher zudem geringere Risiken als von den derzeit verwendeten Viren als Träger zur Gentherapie. Daß die biologischen Nebeneffekte der Ultraschall-Methode im Herzen nur gering ausfallen, hat Bekeredjian ebenfalls belegt: die Aktivitäten der meisten Gene in den Herzzellen verändern sich kaum.

Ziel ist es nun, möglichst viele Zellen im Organ zu erreichen, um Patienten mit Herzerkrankungen erfolgreich zu behandeln. In fünf Jahren sollen bei Erfolg erste klinische Studien beginnen.

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