Trendumkehr

Wieder mehr Herzkrankheiten

Die Zahl der Herz-Kreislauferkrankungen nimmt in Deutschland wieder zu, berichten Kardiologen. Vor allem Vorhofflimmern entwickele sich zu einer Volkskrankheit.

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Wenn das Herz nicht mehr im richtigen Takt schlägt: Vorhofflimmern wird offenbar immer häufiger diagnostiziert.

Wenn das Herz nicht mehr im richtigen Takt schlägt: Vorhofflimmern wird offenbar immer häufiger diagnostiziert.

© Sonja Calovini / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Kardiologen sorgen sich um eine Zunahme der Herz-Kreislauferkrankungen.

Nach einem starken Rückgang von Todesfällen um fast die Hälfte seit 1990 steige die Zahl seit 2015 wieder leicht an, sagte die Chefärztin der Kardiologie am Klinikum München-Bogenhausen, Professor Ellen Hoffmann, im Vorfeld des ESC-Kongresses.

Die Tagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) findet von 25. bis 29. August in München statt. 31.000 Teilnehmer aus 150 Ländern werden erwartet.

Fortschritt an der Grenze

Der Fortschritt der Medizin bei der Öffnung verstopfter Adern, Herzschrittmachern, implantierbaren Defibrillatoren und künstlichen Herzklappen sei an eine Grenze gelangt, so Hoffmann. Zudem werde die Bevölkerung immer älter. "Wir brauchen nun vor allem bessere Prävention", betonte die Kardiologin.

Weiterhin seien Herz-Kreislauferkrankungen mit einem Anteil von mehr als 38 Prozent die häufigste Todesursache in Deutschland (siehe nachfolgende Grafik).

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Vor allem Vorhofflimmern nimmt rapide zu. Schon jetzt seien zwei Prozent der Menschen zwischen 50 und 60 Jahren von der Rhythmusstörung betroffen, sagte Hoffmann. "Es ist eine Volkskrankheit."

Bei den über 75-Jährigen seien es zehn Prozent. "Das heißt, dass das Vorhofflimmern mit der Lebenserwartung steigt." Aber: "Es geht linear nach oben – so stark nimmt die Lebenserwartung nicht zu." Bis 2060 rechnen die Mediziner mit fast einer Verdoppelung der Fälle.

300.000 Menschen jährlich wegen Vorhofflimmern in Klinik

Viele hätten zwar ein hohes Gesundheitsbewusstsein und es werde weniger geraucht, so Hoffmann. Dennoch machten immer mehr Menschen Adipositas, Diabetes, Bewegungsmangel und Hypertonie zu schaffen. "Diese Risikofaktoren nehmen zu."

Schon jetzt kämen rund 300.000 Menschen pro Jahr wegen Vorhofflimmern ins Krankenhaus; es sei in Kliniken die vierthäufigste Hauptdiagnose.

Vielfach bleibe die Erkrankung unerkannt, betonte Hoffmann. Die Rhythmusstörung tritt nur gelegentlich auf – und gerade beim Arztbesuch schlägt das Herz womöglich normal. Hier schaffen Smartphone-Apps und Cardio-Uhren neue Möglichkeiten. Manche Patienten kämen schon mit selbst erstellten Messreihen.

"Das ist ein großer Trend. Es bringt zum Beispiel für Patienten etwas, die Beschwerden haben, bei denen die Rhythmusstörung aber noch nicht genau diagnostiziert ist. Oder nach einem Schlaganfall, für den Vorhofflimmern als Ursache in Frage kommt." (dpa)

Wir haben den Artikel aktualisiert am 21.08.2018 um 17:06 Uhr.

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