Wird der Test auf Fetuin-A zu einem Standard-Labortest?

POTSDAM (hub). Fetuin-A ist ein starker unabhängiger Risikomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen, hat eine aktuelle Studie ergeben. In fünf Jahren könnte ein Test auf Fetuin-A als Laborstandard für das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall etabliert sein.

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Herz schädigend - bis hin zum Infarkt - wirken auch Botenstoffe, die bei Patienten mit Fettleber gebildet werden.

Herz schädigend - bis hin zum Infarkt - wirken auch Botenstoffe, die bei Patienten mit Fettleber gebildet werden.

© Foto: s. kaulitzkiwww.fotolia.de

Darauf hofft Professor Andreas Fritsche vom Uniklinikum Tübingen, einer der Studienautoren. Fritsche und Kollegen hatten Daten von 27 500 Teilnehmern mittleren Alters der EPIC-Studie* ausgewertet (wie berichtet). Innerhalb des achtjährigen Beobachtungszeitraums erlitten 227 Teilnehmer einen Herzinfarkt, 168 einen Schlaganfall. Bei ihnen und knapp 2200 Kontrollpersonen wurden die Fetuin-A-Serumspiegel bestimmt.

"Herausgekommen ist, dass Fetuin-A ein kardiovaskulärer Risikomarker ist, unabhängig von den etablierten wie Blutfette, Diabetes, Übergewicht oder Rauchen", sagte Fritsche zur "Ärzte Zeitung". In der Studie hatten Personen mit hohen Fetuin-A-Werten ein 3,25-fach erhöhtes Herzinfarkt- und ein 3,8-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko - verglichen mit Teilnehmern mit niedrigen Werten des Proteins (Circulation online).

"Fetuin-A ist ein Hepatokin, das verstärkt von einer verfetteten Leber gebildet wird", so Fritsche. Fetuin-A erhöht die Spiegel von TNFa, das einen inflammatorischen Effekt auch auf Gefäße hat. Und es hemmt Adiponektin, das schützend wirkt. "Beides führt zu einer Insulinresistenz." Dass Fetuin-A die Insulinwirkung verschlechtere, sei bereits bekannt gewesen, nicht aber seine Wirkung auf Herz und Hirn. "Die Fettleber ist als Faktor in den gängigen Risiko-Scores bisher nicht berücksichtigt. Das sollte sich ändern", wünscht Fritsche. "Vor allem weil Fetuin-A unabhängig von den bisherigen Risikofaktoren ist." Er gehe davon aus, dass es fünf Jahre dauern werde, bis der Test etabliert ist. Der Labortest auf Fetuin-A werde nicht teurer sein als die üblichen Tests.

EPIC = European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition, Studie läuft am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam Abstract der Studie Plasma Fetuin-A Levels and the Risk of Myocardial Infarction and Ischemic Stroke

Fetuin-A - ein Botenstoff aus der Leber

Das Protein: Fetuin-A ist ein Protein, das zur Gruppe der Hepatokine gehört. Es wird in der Leber gebildet und ins Blut abgegeben. Bei Patienten mit einer verfettenden Leber wird Fetuin-A verstärkt gebildet.

Seine Wirkung: Erhöhte Fetuin-A-Spiegel im Serum führen zu einer verstärkten Synthese des inflammatorischen Proteins TNFa. Adiponektin wird gehemmt.

Die Folge: Bei erhöhten Fetuin-A-Werten verschlechtert sich die Wirkung des Insulins, die Folge ist letztlich eine Insulinresistenz.

Der Test: Ein Labortest auf Fetuin-A ist ein unabhängiger Risikomarker für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Die Prophylaxe: Lebensstil-Änderungen senken Fetuin-A-Werte und das Risiko.

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