Kurzinterview zu Chronischer Rhinosinusitis

"Krankheitsbild oft nicht erkannt"

Professor Gerhard Grevers aus Starnberg geht davon aus, dass in Deutschland in puncto Steroid-Nasenspray eher eine Unterversorgung besteht.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Welche Patienten mit chronischer Rhinosinusitis sollten ein Steroid-Nasenspray verordnet bekommen?

Professor Gerhard Grevers: Die Behandlung mit topischen Steroiden stellt im Rahmen des ‚Evidence-based Management‘ bei chronischer Rhinosinusitis die medikamentöse Initialbehandlung im Erwachsenen- und Kindesalter dar (EPOS – European Position Paper on Rhinosinsusitis and nasal Polyps 2012). Parallel dazu sollten Nasenspülungen mit Salzwasser erfolgen. Zeigt sich nach spätestens drei Monaten keine Verbesserung der Symptomatik, also Kopfdruck, postnasale Sekretion, eingeschränkte Nasenatmung, mangelnde Leistungsfähigkeit, rezidivierende Infekte, müssen weiterführende Therapiemaßnahmen erwogen werden.

Gehen Sie davon aus, dass in Deutschland ebenfalls eine Unterversorgung besteht?

Prof. Gerd Grevers ist HNO-Facharzt mit Niederlassung in Starnberg

Prof. Gerd Grevers ist HNO-Facharzt mit Niederlassung in Starnberg

© Michael Timm

Grundsätzlich ja, auch wenn meines Wissens keine vergleichbaren Daten zur Behandlung der chronischen Rhinosinusitis für Deutschland vorliegen. Wir wissen aber aus Untersuchungen zur Behandlung der allergischen Rhinitis mit topischen Steroiden, dass bei diesem Krankheitsbild in Deutschland eine deutliche Unterversorgung besteht. Ein Grund für die Unterversorgung besteht sicherlich darin, dass das Krankheitsbild häufig nicht erkannt wird. Die chronische Rhinosinusitis präsentiert sich häufig auch eher unspezifisch und muss im Einzelfall durchaus nicht alle der oben beschriebenen Symptome zeigen.

Welche Botschaft sollten hiesige Hausärzte aus der kanadischen Registerstudie mitnehmen?

Dass die chronische Rhinosinusitis ein sehr häufiges Krankheitsbild darstellt, das zum Teil aber durch eine eher unspezifische Symptomatik gekennzeichnet ist.

Im Verdachtsfall oder auch zum Ausschluss ist die Überweisung zum Facharzt sinnvoll. Insbesondere die für die Pathophysiologie der Erkrankung wichtigen anatomischen Strukturen im Bereich des mittleren Nasenganges bzw. die Schleimhaut des Naseninneren insgesamt lassen sich nur mit speziellem Instrumentarium, zum Beispiel einer Rhinoendoskopie, adäquat untersuchen.

Lesen Sie dazu auch: Studie zu chronischer Rhinosinusitis: Steroidsprays selten genutzt

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Neuer CFTR-Modulator bei Mukoviszidose

© Springer Medizin Verlag

Neuer CFTR-Modulator bei Mukoviszidose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals GmbH, München
Abb. 1: Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten pro Gruppe mit den genannten Symptomen zum Zeitpunkt der Visite 1 (Erstvorstellung) und Visite 2 (24–72h nach Erstvorstellung).

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [13]

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück
Abb. 1: Algorithmus der Step-up- bzw. Step-down-Strategie in der Reduktionsphase von ICS unter Benralizumab in der SHAMAL-Studie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [12]

Schweres eosinophiles Asthma

SHAMAL-Studie: mit Benralizumab hoch dosierte ICS reduzieren

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

Neue STIKO-Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren