Schilddrüsenkrebs

Gewicht des Kindes zeigt Krebsrisiko der Mutter an

Wachstumsfaktoren spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung von Schilddrüsenkrebs. Darauf deutet eine Studie mit schwedischen Registerdaten, wonach das Wachstum eines Feten mit dem Krebsrisiko seiner Mutter korreliert.

Veröffentlicht:

STANFORD. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universitäten im schwedischen Lund und im US-amerikanischen Stanford, geleitet von Casey Crump, hat in einer Kohortenstudie das schwedische Bevölkerungsregister ausgewertet (Int J Cancer 2016; 138(5):1085-1093).

Dort sind mit der in Skandinavien üblichen statistischen Gründlichkeit auch sämtliche 1.837.634 Mütter verzeichnet, die dort in den Jahren 1973 bis 2008 insgesamt 3.588.497 Kindern zum Leben verholfen haben.

In einer Nachbeobachtungsphase von 36,8 Millionen Personenjahren erkrankten 2202 der besagten Mütter an Schilddrüsenkrebs.

Nach einem Abgleich der Daten hinsichtlich des Alters der Mutter, ihrer Größe, des Gewichts, des Raucherinnenstatus und soziodemografischer Faktoren erwies sich das Wachstum des Kindes im Mutterleib als ein Maß für das Risiko der Mutter, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.

Nahm man ein Geburtsgewicht zwischen 2500 und 3999 Gramm als Referenz, war bei einem Gewicht des Neugeborenen unter 2500 Gramm das Schilddrüsenkrebsrisiko um 13 Prozent erniedrigt (Incidence Rate Ratio [IRR] 0,87) und bei einem Gewicht über 4000 Gramm um elf Prozent erhöht (IRR 1,11).

Pro zusätzlichen 1000 Gramm Geburtsgewicht stieg die Gefahr, ein Schilddrüsenkarzinom zu entwickeln, um 13 Prozent (IRR 1,13).

Mit der Länge wuchs die Krebsgefahr

In Standardabweichungen ausgedrückt heißt das, dass ein um mehr als eine Standardabweichung vom Durchschnitt nach unten abweichendes Geburtsgewicht des Kindes das Risiko für Schilddrüsenkrebs seiner Mutter um fünf Prozent senkte.

Wich das Gewicht hingegen um mehr als eine Standardeinheit nach oben ab, erhöhte sich die Krebsgefahr um 13 Prozent. Pro Anstieg um eine Standardabweichung nahm das mütterliche Schilddrüsenkrebsrisiko um fünf Prozent zu.

Crump und Kollegen erklären die Assoziation mit dem Einfluss mütterlicher Wachstumsfaktoren auf das Kindeswachstum im Mutterleib einerseits und das Krebsrisiko andererseits. Im Blick haben sie dabei besonders den Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1), der bekanntermaßen prokarzinogene Eigenschaften hat. Die IGF-1-Spiegel korrelieren zudem positiv mit dem fetalen Wachstum.

Ein weiterer Beleg für den Einfluss von Wachstumsfaktoren auf die Krebsentwicklung in der Schilddrüse könnte sein, dass sich auch die Körpergröße der Frauen auf die Häufigkeit von Karzinomen auswirkte.

Mit der Länge wuchs die Krebsgefahr, fünf Zentimeter Größendifferenz waren mit einem Unterschied im Krebsrisiko von 15 Prozent verbunden.

Die Wissenschaftler um Crump hoffen mit ihren Erkenntnissen dazu beitragen zu können, für Schilddrüsenkrebs hochanfällige Subgruppen von Frauen zu identifizieren. (rb)

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache