HIV verhindert seine Zerstörung in der Zelle

MÜNCHEN (ple). Virologen sind einer völlig neuen Therapie-Option gegen HIV auf der Spur. Mit kleinen Molekülen gegen die Wechselwirkung zwischen einem zellulären mit einem viralen Eiweißmolekül könnten HI-Viren wirksam an der Vermehrung gehindert werden.

Veröffentlicht:

Bei dem zellulären Protein handelt es sich um den Faktor APOBEC 3G, den die Wissenschaftler als endogenen Restriktionsfaktor bezeichnen. Das Akronym steht für "apolipoprotein B mRNA-editing enzyme, catalytic polypeptide-like 3G" und beschreibt die Funktion des Enzyms.

Bei den 10. Münchner Aids-Tagen erläuterte Dr. Andrea Rubbert von der Medizinischen Universitäts-Klinik in Köln, wie das Protein in der Zelle wirkt: Es ist eine Deaminase, die fremde DNA so verändert, daß sie von Kontrollenzymen abgebaut wird. Sie macht das auch mit der HIV-DNA, die nach dem Muster der HIV-RNA synthetisiert wird.

APOBEC 3G kommt unter anderem auch in Makrophagen vor, in die HIV zu Beginn einer Infektion eindringt. Der Aids-Erreger bringt allerdings einen Helfer, das Eiweißmolekül Vif (virion infectivity factor) mit. Dieses verhindert, daß die HIV-DNA abgebaut wird. Dazu bindet Vif den Faktor APOBEC 3G und inaktiviert ihn. Damit hat HIV freie Bahn.

Welche Schlüsselfunktion das speziesspezifische APOBEC 3G hat, wird an der Situation bei den meisten Affen deutlich. Deren APOBEC kann vom Vif des Aids-Erregers nicht gebunden werden, weshalb sich HIV in Affen (außer in Schimpansen) nicht vermehren kann und die Tiere deshalb durch HIV kein Aids bekommen, wie Rubbert erläuterte.

"Vif ist also ganz entscheidend für die Infektiosität von HIV", so Professor Thomas Harrer von der Universitätsklinik Erlangen. Zwar sei dieses HIV-Protein schon lange bekannt, doch war bis jetzt seine Funktion nicht eindeutig geklärt. APOBEC sei auch gegen das Affenvirus SIV sowie gegen HBV aktiv. In der Zellkultur hemmt APOBEC 3G nach Angaben von Rubbert die Akkumulation der HBV-DNA. Werde das Protein Vif hinzugegeben, dann hebe dies die Virushemmung auf.

Nach der Entdeckung der Wechselwirkung zwischen APOBEC 3G und Vif suchen jetzt weltweit Forscher nach einer völlig neuen Therapie-Option gegen HIV. Es gebe bereits einen Wettlauf unter den Wissenschaftlern bei der Suche nach kleinmolekularen Substanzen oder gentherapeutischen Ansätzen, mit denen sich diese unterbinden läßt und damit der Abbau des HIV-Genoms ermöglicht wird, so Harrer: "Das ist derzeit eines der spannendsten Forschungsgebiete zu HIV ".

Mehr zum Thema

Zweiter Berliner Patient

HIV-Remission mit nicht-resistenten Stammzellen erreicht

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Kasuistik

Trichodysplasia spinulosa: Die Säure hat geholfen

Lesetipps
Ein Arzt als Comicfigur zeigt mit der rechten Hand den Weg hinaus.

© JPbodyparts / stock.adobe.com

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Ein älterer Mann mit Sauerstoffschlauch.

© Christian Bunge / stock.adobe.com

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten