Shigellen werden auch beim Sex übertragen

MÜNCHEN (gvg). HIV-infizierte Männer mit schwerem Durchfall können sich beim Sex mit anderen Männern mit Shigella, dem Erreger der Bakterien-Ruhr, infiziert haben. Wichtig ist in solchen Fällen, auch die Geschlechtspartner über die Infektion zu informieren.

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"Bei HIV-Infizierten tritt dieses Problem häufiger auf als bei Nicht-HIV-Infizierten", sagte Dr. Anja Meurer von der HIV-Schwerpunktpraxis am Stachus in München. Gerade in dieser Woche sei wieder ein solcher Patient in ihre Praxis gekommen, so Meurer zur "Ärzte Zeitung".

Die Daten einer jetzt publizierten epidemiologischen Studie aus San Francisco haben deutliche Hinweise darauf erbracht, dass die Bakterienruhr bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), als sexuell übertragbare Erkrankung angesehen werden kann (Clin Infect Dis 44, 2007, 327). Die Übertragung erfolgt bei ihnen fäkal-oral beim Sex.

In der US-Studie waren MSM-Praktiken allein bei Shigellose-Patienten achtmal wahrscheinlicher als ausschließlich heterosexueller Geschlechtsverkehr. Waren Studienteilnehmer zudem HIV-infiziert, erhöhte dies das Shigellose-Risiko unabhängig von den Sexualpraktiken noch einmal um den Faktor acht.

Das liege möglicherweise daran, dass durch das beeinträchtigte Immunsystem eine Keim-Übertragung bei oralem Kontakt mit Shigellen wahrscheinlicher werde, so die US-Ärzte. Sie weisen darauf hin, dass es in mehr oder weniger geschlossenen Homosexuellen-Kreisen zu zirkulierenden Infektionen mit Shigellen kommen könne. Dass es das in Deutschland auch schon gab, ist der HIV-Therapeutin Meurer nicht bekannt.

Wichtig sei bei Betroffenen, in jedem Fall auch die Geschlechtspartner über die Shigellose-Infektion zu informieren, so Meurer. Nur dann können effektive Hygienemaßnahmen getroffen werden. Haben die Sexualpartner Durchfallsymptome, sollte unverzüglich der betreuende Arzt aufgesucht werden, um eine Antibiose einzuleiten.



STICHWORT

Shigellose

Patienten mit Shigellose haben vor allem Koliken und Durchfall. Die Diagnose erfolgt im Stuhl. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine intravenöse Antibiotikatherapie mit Ampicillin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol oder Chinolonen. Bei leichten Verläufen reicht eine Rehydrierung. (gvg)

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