Antibiotika und Resistenzen gehen Hand in Hand

Veröffentlicht:

BERLIN (gvg). Dass die Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen mit dem Verordnungsverhalten zusammenhängt, gilt als Binsenweisheit. Tatsächlich gibt es dazu nur wenige Studien. Eine wurde beim 2. Nationalen Innovationsforum Medizin in Berlin vorgestellt.

Es handelt sich um eine belgische Studie bei 224 gesunden Freiwilligen, die über sechs Wochen entweder 500 mg Azithromycin, 500 mg Clarithromycin oder Placebo eingenommen haben. Untersucht wurde der Anteil Makrolid-resistenter Streptokokken in der physiologischen Mundflora.

Am Anfang waren in den unterschiedlichen Gruppen jeweils knapp 30 Prozent der Probanden im Nasen-Rachen-Raum mit makrolid-resistenten Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) besiedelt, ohne dadurch irgendwelche Probleme zu haben. In den beiden Interventionsgruppen stieg diese Quote innerhalb der ersten vier Therapiewochen jeweils auf rund 80 Prozent an, während sich in den beiden Placebo-Gruppen nichts tat an der Besiedelungsfrequenz.

Das zeigte schon einmal eindeutig, dass eine Makrolid-Therapie Pneumokokken-Resistenzen begünstigt. "Uns interessierte aber vor allem, was im Verlauf passiert", sagte Professor Hermann Goossens von der Universität Antwerpen. Noch unter Therapie ging der Anteil der Patienten mit resistenten Pneumokokken im Rachenabstrich auf 60 bis 70 Prozent zurück. Nach sechs Monaten waren es aber immer noch 40 Prozent.

"Das heißt im Klartext: Die Veränderung der physiologischen Mundflora hin zu mehr resistenten Erregern geht nach der Beendigung der Antibiotikatherapie wieder zurück. Aber die Normalisierung dauert wesentlich länger, als das bisher angenommen wurde." Aufgrund seiner Daten schätzt Goossens, dass sich die Mundflora frühestens ein Jahr nach Ende einer Antibiotikatherapie wieder einigermaßen normalisiert hat.

Lesen Sie dazu auch: Europäische Länder haben Erfolg beim Kampf gegen Resistenzen

Mehr zum Thema

Weltmalaria-Tag

Invasive Malariamücke bedroht afrikanische Städte

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen