Meldepflicht seit Mai

Zwölf Zika-Fälle in Deutschland registriert

Seit Einführung der Meldepflicht für das Zika-Virus am 1. Mai sind in Deutschland zwölf Zika-Infektionen verzeichnet worden. Die tatsächliche Zahl dürfte erheblich höher sein, warnt das RKI - und ruft Ärzte auf, mit Patienten über das Risiko zu sprechen.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel und Jana Kötter Veröffentlicht:
Im Urlaub durch Mückenstich infiziert, daheim in Deutschland erkrankt: Seit Beginn der Meldepflicht wurden 12 Zika-Fälle hierzulande verzeichnet.

Im Urlaub durch Mückenstich infiziert, daheim in Deutschland erkrankt: Seit Beginn der Meldepflicht wurden 12 Zika-Fälle hierzulande verzeichnet.

© CDC / Prof. Frank Hadley Collins

NEU-ISENBURG. Das Zika-Virus hat sich in den vergangenen Monaten in Lateinamerika rasant verbreitet. Ansteckungen gibt es dort inzwischen in fast allen tropischen und subtropischen Ländern.

Auch in Deutschland ist daher mit einer steigenden Zahl infizierter Reiserückkehrer zu rechnen.

Bisher ist die Situation zwar ruhig: Zwölf Fälle wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) nach Einführung der Meldepflicht am 1. Mai gemeldet; seit dem vergangenen Oktober wurden damit 56 Fälle in Deutschland registriert.

"Wir gehen davon aus, dass sich alle Erkrankten auf Reisen angesteckt haben", so eine RKI-Sprecherin. Und: "Es dürfte eine hohe Dunkelziffer geben, da die Krankheit in der Regel mild oder sogar ganz ohne Symptome verläuft und Betroffene gar nicht erst zum Arzt gehen."

Reisende: Acht Wochen Sex mit Kondomen empfohlen

Zika-Diagnostik

Symptome, die auf das Zika-Fieber hindeuten, sind Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschlag und eine nicht-eitrige Bindehautentzündung des Auges.

Die Erkrankung dauert meist drei bis sieben Tage und heilt in der Regel von allein aus. Sie kann auch ohne Symptome verlaufen.

Eine Blutentnahme kann auch ohne Symptome sinnvoll sein – etwa bei schwangeren Reiserückkehrerinnen.

Das Bernhard-Nocht-Institut gibt auf seiner Webseite Tipps zur Labordiagnostik.

Unbekannte Fälle sind ein Grund zur Sorge: Denn anders als zum Beispiel bei Malaria und Dengue können Rückkehrer nach einer Infektion das Virus beim Geschlechtsverkehr weitergeben.

Das RKI appelliert daher an Ärzte, Reisende und vor allem auch werdende Mütter über das Risiko aufzuklären. Gefährlich ist vor allem eine Infektion in der Schwangerschaft, wo Zika-Viren schwere Schäden beim Kind verursachen können.

Schwangeren wird daher von Reisen in Endemieländer generell abgeraten. Ebenso empfiehlt die WHO allen Männern, nach Aufenthalten in Zika-Ländern acht Wochen nur Sex mit Kondomen zu haben; ist es beim Aufenthalt oder danach zu verdächtigen Symptomen wie Fieber gekommen, sollten Männer sogar ein halbes Jahr "safer sex" praktizieren.

Und bei Geschlechtsverkehr mit Schwangeren wird darüber hinaus bis zur Geburt zu Sex mit Kondomen geraten.

Hausärzteverband beobachtet Ausbreitung aufmerksam

"In den Hausarztpraxen spielt das Thema insbesondere im Rahmen von reisemedizinischen Beratungen eine Rolle", sagt Vincent Jörres, Sprecher des Hausärzteverbandes, der "Ärzte Zeitung". "Bei Patienten, die vor kurzem in betroffenen Regionen waren, achten Hausärzte auf entsprechende Symptome."

Der Verband beobachte die Ausbreitung aufmerksam - eine eigene Strategie gibt es jedoch noch nicht. Jörres verweist auf die vom RKI als gering eingestufte Gefahr für Deutschland.

Er betont jedoch: "In unseren Fortbildungen rund um das Thema ,Reisemedizin‘ nehmen wir natürlich auch aktuelle Entwicklungen wie die Ausbreitung des Zika-Virus auf."

Ärzte müssen Zika-Infektionen melden - sonst droht Strafe

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie klärt ihre Mitglieder aktiv zu Fragen rund um Zika-Infektionen auf. In einer neunseitigen Stellungnahme, die in den kommenden Tagen veröffentlicht wird, werden Informationen zu Symptomatik, Diagnostik, aber auch Infektionsprophylaxe an die Frauenärzte ausgegeben.

Wird tatsächlich ein Zika-Fall diagnostiziert, so ist laut Infektionsschutzgesetz bereits der feststellende Laborarzt verpflichtet, dies zu melden. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat die Arboviren - hierzu zählt das Zika-Virus - zum 1. Mai in die Meldepflicht aufgenommen.

Wird das Melden versäumt und die Krankheit so verschleppt, droht dem verantwortlichen Arzt laut Gesetz eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.

"Mit der Meldepflicht für Arboviren sorgen wir dafür, dass eine Zika-Infektion bei Reiserückkehrern in Deutschland besser überwacht werden kann", so Gröhe. "Damit gewinnen die Gesundheitsämter vor Ort wertvolle Zeit zum schnellen Handeln."

RKI und CRM: Nur leicht erhöhtes Risiko durch Olympia

Dass die Olympischen Spiele in Rio eine wesentliche Rolle bei der weltweiten Ausbreitung von Zika-Viren spielen, wird übrigens nicht befürchtet.

Etwa 40.000 bis 60.000 Menschen kehren nach Schätzungen jeden Monat aus Zika-Endemieländern nach Deutschland zurück, so die RKI-Sprecherin. Während der Spiele in Rio werde sich diese Zahl nur etwa um zehn Prozent erhöhen.

Auch das Centrum für Reisemedizin (CRM) sieht nicht, dass die Olympischen Spiele eine Auswirkung auf die Erkrankungszahlen haben wird.

"Zum einen finden die Spiele im brasilianischen Winter statt", so Professor Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CMR. Im August sei die Aedes-Überträgermücke am wenigsten aktiv.

Des Weiteren mache der erwartete Reiseverkehr nur einen "sehr geringen Anteil" am gesamten Handels- und Tourismus-Verkehr aus.

Verschiedene Wissenschaftler - vor allem aus den USA - hatten die WHO aufgefordert, sich für eine Olympia-Verschiebung einzusetzen.

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