Mikrobiologisch ausgetrickst

Forscher stoppen Ebola-Virus-Vermehrung

Für seine Vermehrung "kidnappt" das Ebola-Virus eine körpereigene Phosphatase. Forscher konnten dies nun verhindern – und hoffen, die Grundlage für ein Heilmittel gefunden zu haben.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Schleust man in Zellen eine künstliche Kontaktstelle ein, die anstelle des Nukleoproteins an der zelleigenen Phosphatase andockt, so behält VP30 seine Phosphat-Anhängsel (rot gefärbt).

Schleust man in Zellen eine künstliche Kontaktstelle ein, die anstelle des Nukleoproteins an der zelleigenen Phosphatase andockt, so behält VP30 seine Phosphat-Anhängsel (rot gefärbt).

© Dr. Thomas Kruse/ Novo-Nordisk Foundation Center for Protein Research

MARBURG. Wissenschaftlern der Philipps-Universität in Marburg ist es gelungen, einen künstlichen Hemmstoff herzustellen, der die Vermehrung des Ebola-Virus verhindert. Dies berichten sie laut einer Mitteilung im Fachmagazin "Scientific Reports" (doi: 10.1038/s41598-017-08167-8).

Die Forscher nutzten dabei die Tatsache, dass das Virus ein körpereigenes Enzym zur Vermehrung benötigt: Es greift dabei auf die Phosphatase PP2A-B56 zurück, die Phosphatgruppen an Schlüsselstellen des vireneigenen Proteins VP30 abspaltet.

An welchen Stellen VP30 phosphoryliert beziehungsweise dephosphoryliert, also keine Phosphatgruppen anlagert, entscheidet laut Forschern darüber, ob ein Ebola-Virus sich vermehrt.

Forscher verhindern Zwangsheirat mit körpereigenem Enzym

Einem Team um den Virologen Professor Stephan Becker gelang es jetzt, dieses "Kidnapping" zu verhindern (O-Ton Becker in der Mitteilung), indem sie den Koppler zwischen Virus-Protein und Phosphatase ausschalteten. Dieses Nukleoprotein mit dem Namen NP haftet beide Stoffe durch Kontaktstellen an sich und bringt sie so in Kontakt.

Durch einen künstlichen Doppelgänger (YFP-LxxIxE) des Nukleoproteins banden die Forscher die körpereigene Phosphatase. Dadurch konnte sich das Virus nicht mehr vermehren, die Phosphatgruppen konnten nicht mehr dephosphoryliert werden: Dem Virus gelang es nicht mehr, seine Genabschnitte korrekt auszulesen.

"Die Hemmung der Phosphatase könnte sich als eine Strategie anbieten, mit der sich eine Ebolavirus-Infektion bekämpfen lässt", heißt es in der Mitteilung der Forscher. Durch den Ansatz auf der Wirtsseite sei eine Resistenzentwicklung auch wenig wahrscheinlich, so die Meldung weiter.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Fachübergreifende Expertise

Post-COVID-Reha klappt nicht nach Schema F

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Körperliche Aktivität

Gegen chronische Kreuzschmerzen hilft Gehen – und zwar täglich

Sichere Therapie

Gicht: Wer bekommt gefährliche Allopurinol-Nebenwirkungen?

Lesetipps
Eine Person balanciert auf einem Grad.

© RFBSIP / stock.adobe.com

Große Datenbankanalyse

Schwindel als mögliches Warnsignal für Alzheimer

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

© Porträt: Antje Boysen / DEGAM | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung