Humanes Zytomegalievirus
Wie Herpesviren an zelluläre DNA-Bausteine gelangen
Tübingen. Das humane Zytomegalievirus (CMV) ist bekanntlich während der Schwangerschaft oder bei immunsupprimierten Patienten, etwa nach Transplantationen, von klinischer Bedeutung.
Forscher um die Virologen Professor Thomas Gramberg (Universitätsklinikum Erlangen) und Professor Michael Schindler (Universitätsklinikum Tübingen) haben nun herausgefunden, wie das CMV den Nachschub an essenziellen DNA-Nukleotiden für die Vermehrung seines Genoms sicherstellt (Nat Microbiol 2019; online 23. September).
Und zwar blockiert das Virus das zelluläre Enzym SAMHD1, das durch seine Aktivität die Bereitstellung von Nukleotiden reguliert. Normalerweise wird die Zelle so vor Infektionserregern geschützt und eine geregelte Genom-Replikation und -Reparatur sichergestellt.
„In infizierten Mäusen, die genetisch so manipuliert wurden, dass sie kein SAMHD1 exprimieren, konnten wir eine stark gesteigerte Virusreplikation feststellen“, wird Studienautorin Janina Deutschmann in einer Mitteilung des Universitätsklinikums Tübingen zitiert.
Ihre Mitautorin Dr. Ramona Businger untersuchte zudem die Effekte im humanen System: „In primären humanen Immunzellen war nach Infektion mit CMV eine drastische Zunahme der SAMHD1-Phosphorylierung nachweisbar“, berichtet Businger in der Mitteilung.
Die gewonnenen Erkenntnisse lieferten wichtige Grundlagen für neue Therapien gegen DNA-Viren und Krebs, heißt es in der Mitteilung weiter. (eb)