Nierenkranke brauchen Schutz gegen Hepatitis B

NEU-ISENBURG (eis). Bei chronisch Kranken sollte häufiger als bisher an den Hepatitis-Schutz gedacht werden, sagt Professor Wolfgang Jilg aus Regensburg. Vor allem für Patienten mit Leber- und Nierenkrankheiten hat die Ständige Impfkommission (STIKO) die Empfehlungen inzwischen präzisiert.

Veröffentlicht:

Um bei chronischen Leberleiden einer weiteren Schädigung des Organs durch eine Infektion vorzubeugen, sollten die Patienten gegen Hepatitis A und B geimpft werden, rät die STIKO in ihren aktuellen Empfehlungen. Dazu gehören etwa Patienten mit chronischer Hepatitis C; Hepatitis-B- Infizierten wird der Schutz gegen Hepatitis A empfohlen.

Weiter rät die STIKO chronisch Nierenkranken zur Hepatitis-B-Impfung. "Dazu gehören auch die vielen Diabetiker mit Nephropathie", hat das STIKO-Mitglied Jilg zur "Ärzte Zeitung" gesagt. Viele von ihnen werden im Verlauf der Nierenkrankheit zunehmend abwehrgeschwächt, dann aber gehen Impfungen nur schlecht an. Zudem sei bei ihnen oft absehbar, daß sie zumindest temporär an die Dialyse kommen.

Die Dialyse sowie andere oft nötige Behandlungen in Praxen und Kliniken bergen das Hepatitis-B-Risiko. Sehr viel höher ist das Hepatitis-B-Risiko bei medizinischen Behandlungen in tropischen Ländern. Deshalb sollte chronisch Kranken in der Reisemedizin zur Impfung geraten werden, sagt Jilg. Die Zahl der Reisenden mit Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten oder anderen Grunderkrankungen in tropische Länder nimmt ständig zu. "Zu Hause geht es ihnen gut, sie sind gut eingestellt. Im Urlaub können sie aber ganz schnell einmal medizinische Hilfe brauchen", so Jilg.

Ein Hepatitis-B-Risiko besteht auch für die wachsende Gruppe von Menschen, die sich im Ausland von Wunderheilern etwa gegen Rheuma behandeln lassen wollen. "Da geht es nicht immer unblutig zu - da wird geschabt und geritzt", sagte Jilg dazu.

Standard für Reisende in endemische Länder sollte die Hepatitis-A- Impfung sein, betont Jilg. Schon im Mittelmeerraum gebe es in einigen Regionen ein beträchtliches Infektionsrisiko. So seien zum Beispiel in der süditalienischen Provinz Apulien Hepatitis-A-Ausbrüche in der Bevölkerung nur durch Impfprogramme eingedämmt worden. Für Reisende sei das Infektions-Risiko weiter erhöht. Und in Ägypten haben sich 2004 über 200 Touristen in einem Hotel mit Hepatitis A angesteckt.



STICHWORT

Hepatitis B

Nach Schätzungen sind etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland chronisch mit Hepatitis-B-Viren infiziert. Akute Infektionen sind im Jahr 2003 bei etwa 2700 Patienten gemeldet worden. Als Infektionsursache wurden dabei am häufigsten Geschlechtsverkehr genannt, gefolgt von operativen oder invasiv-diagnostischen Eingriffen. An dritter Stelle bei den gemeldeten Infektionsursachen stehen intravenöser Drogengebrauch und enger Kontakt mit infizierten Mitbewohnern. Fünf bis zehn Prozent der akuten Infekte chronifizieren mit hohem Risiko für Zirrhose und Leberkrebs. (eis)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Eine Impfung, die vor Krebs schützt

Mehr zum Thema

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer