Wechsel an Spitze des Paul-Ehrlich-Instituts

Geht es um die Sicherheit von Impfstoffen und Blutprodukten, ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine der ersten Adressen in Europa. Maßgeblichen Anteil daran hat der bisherige PEI-Präsident Professor Johannes Löwer. Sein Nachfolger Professor Klaus Cichutek will die Spitzenposition des PEI weiter ausbauen.

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LANGEN (hub). Kontinuität ist auch nach dem Wechsel an der Spitze des im hessischen Langen beheimateten PEI sicher: Der bisherige Präsident Professor Johannes Löwer bleibt dem Institut als Berater in Sachen Influenza-Pandemie erhalten. Sein Nachfolger Professor Klaus Cichutek ist seit 20 Jahren am PEI und kennt sich auch mit der Institutsleitung aus. Seit 1999 war er ständiger Vertreter des PEI-Präsidenten, seit 2001 Vize-Präsident. Und seit vergangenem Dienstag ist Cichutek der Nachfolger von Löwer auf dem Präsidentensessel.

Der studierte Biochemiker Cichutek kam 1988 ans PEI, leitete vier Jahre lang die Forschungsgruppe Molekularbiologie und seit 1992 die Abteilung medizinische Biotechnologie. Seine Forschungsinteressen gelten vor allem den sogenannten Advanced Therapies, also medizinischen Verfahren, die auf Genen (Gentherapie), Zellen (Zelltherapie) oder Gewebe (Tissue Engineering) basieren. Hierzu zählen auch DNA- und Vektorimpfstoffe. Weiteres fachliches Interessengebiet ist die Retrovirologie mit dem Schwerpunkt der HIV- und SIV-Immunpathogenese.

Wichtige Funktionen in internationalen Gremien

Sein Forschungsinteresse schlägt sich auch in mehreren Funktionen nieder: Cichutek ist seit 2000 Vorsitzender der Kommission somatische Gentherapie des wissenschaftlichen Beirats der BÄK. Außerdem sitzt er seit 2003 der Gentherapie-Arbeitsgruppe des Ausschusses für Humanarzneimittel der EMEA vor. Zudem ist Cichutek seit 2004 Ko-Vorsitzender einer internationalen Arbeitsgruppe zur Harmonisierung der pharmazeutischen Anforderungen an Gentherapien.

Auch der bisherige PEI-Präsident Löwer - Arzt und Biochemiker -bringt seine Expertise in internationale Gremien ein: So ist er etwa seit 2000 Vorsitzender des wissenschaftlichen Ausschusses für Arzneimittel und Medizinprodukte bei der Europäischen Kommission. Auf dem Gebiet der biologischen Arzneimittel ist Löwer Mitglied des Expert Committee on Biologicals Standardization bei der WHO in Genf.

Nach dem Zwischenfall bei der klinischen Prüfung von TGN1412, eines in die T-Zellregulation eingreifenden Antikörpers (wir berichteten), wurde er 2006 in die internationale Expertengruppe zur Beratung der britischen Regierung berufen und war maßgeblich an der Arbeitung neuer Sicherheitsrichtlinien beim Einsatz monoklonaler Antikörper beteiligt. Seit 1. Dezember ist Löwer Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Einer geht in die Berge, der andere bleibt im Flachland

Als Chef einer oberen Bundesbehörde ist beiden ein Ausgleich wichtig. Während es Löwer hierzu mit voller Ausrüstung in die Berge zieht, bleibt Cichutek lieber in der Ebene und zieht das Joggen vor. Ob auch Cichutek als Kapitän beim Drachenbootrennen auf dem Main der PEI-Mannschaft die Schlagzahl vorgibt, wird sich kommendes Frühjahr zeigen.

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