Ganzkörperbilder von Menschen minutenschnell in einem Rutsch

TÜBINGEN (ars). Zumindest was die Kernspintomographie (MRT) angeht, steht Tübingen der Metropole New York in nichts nach: Hier wie dort wurden Prototypen eines MRT aufgestellt, die serienmäßig mit der Tim-Technologie (Total imaging matrix) für Ganzkörperaufnahmen ausgestattet sind. Ganzkörperbilder werden in einer Untersuchung gemacht, die nur zwölf Minuten anstatt bis zu vier Stunden dauert.

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Das Gerät des Unternehmens Siemens Medical Solutions ist das erste weltweit, das mit der Tim-Technologie ausgestattet ist. Menschen bis zu einer Körperlänge von 2,05 m können in nur einem Durchgang untersucht werden. Bisher mußten die Patienten bildlich zerstückelt werden, weil Kollegen immer nur einen Körperabschnitt nach dem anderen aufnehmen konnten. Dazu mußten die MRT-Empfangsspulen gewechselt, die Patienten immer wieder neu gelagert und die Aufnahmen nachträglich zu einem kompletten Bild zusammengesetzt werden.

Das Gerät - Magnetom Avanto heißt es - arbeitet mit 1,5 Tesla, das entspricht der 30 000fachen Stärke des Erdmagnetfeldes, und gewährleistet damit eine hohe Bildqualität. Die besonders leistungsstarken Motoren ermöglichen auch sehr rasch Untersuchungen des Herzens oder detaillierte Analysen der Gehirnfunktion.

Den größten Fortschritt gab es beim Auffangen der Signale: 76 Empfangsspulen können mit 32 Hochfrequenzkanälen kombiniert werden, wodurch sich die Aufnahmegeschwindigkeit und die Bildqualität deutlich gebessert haben. Bei herkömmlichen MR-Geräten können nur höchstens acht Kanäle angesteuert werden - genug für die Untersuchung einzelner Körperregionen, aber zuwenig für den ganzen Körper.

Weiterhin gelang es durch Geräuschdämpfung, den bisher üblichen Lärmpegel von über 100 Dezibel - ein Wert schon oberhalb der Schmerzgrenze - auf weniger als 30 Dezibel zu drücken, sodaß sich Kopfhörer erübrigen. Die Zeit von zwölf Minuten, die eine Ganzkörperuntersuchung jetzt dauert - statt wie früher bis zu vier Stunden -, beschleunigt einerseits die Arbeitsabläufe, denn in Zukunft können 30 bis 40 Patienten täglich untersucht werden. Andererseits erspart der kurze Aufenthalt so manchem klaustrophobische Ängste.

Patienten können mit den Füßen voran gescant werden

Ebenso läßt die Möglichkeit, mit den Füßen voran untersucht zu werden, das Gefühl des Beengtseins weniger leicht aufkommen, denn bei Untersuchungen etwa von Bauch oder Beinen kommt der Kopf gar nicht mehr in die Röhre, bei Ganzkörper-Scans nur kurz.

Ebenfalls patientenfreundlich gestaltet sind die Empfangsspulen, die wie eine Art Heizdecke über den Körper gebreitet werden. Durch ihre leichte und offene Bauweise wiegen sehr viel weniger als frühere Spulen: nur maximal 950 Gramm, im Vergleich zu früher sechs bis zwölf Kilogramm.

Aber auch die Untersucher profitieren zum Beispiel durch die Software: Mit wenigen Mausklicks kann eine erneute Untersuchung mit denselben Parametern vorgenommen werden. Damit lassen sich etwa in der Nachsorge bösartiger Tumoren Befunde besser vergleichen und Therapie-Erfolge besser einschätzen, bereits winzige Metastasen entdecken und früh behandeln. Anwendungsgebiete sind etwa auch Kardiologie, Orthopädie, Pädiatrie, oder Neurologie, Neurochirurgie und Psychologie.

Etwa ab Mitte Januar, so schätzte Siemens-Manager Dr. Heinrich Kolem bei der Präsentation des Geräts in Tübingen, wird es reif sein für den Markt und etwa 1,2 bis 1,7 Millionen Euro je nach Software-Ausstattung kosten.

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