Die Frühdiagnostik bleibt eine Herausforderung

Für das Ovarialkarzinom gibt es nach wie vor kein effektives Screening zur Früherkennung.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG (bd). Die routinemäßige Bestimmung des Tumormarkers CA 125 kann weder für die Früherkennung von Eierstockkrebs noch für die Nachsorge empfohlen werden. Zu dieser Einschätzung kommt die Expertenkommission Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) aufgrund neuer Studiendaten.

"Ein unkritischer Einsatz des CA 125 in der Nachsorge bringe der Patientin mehr Schaden als Nutzen", folgert Professor Andreas du Bois aus Essen aus einer Phase-III-Studie mit fast 1500 Frauen.

Die Studie hat ergeben, dass die regelmäßige Bestimmung des CA 125 zusätzlich zu den dreimonatigen klinischen und radiologischen Untersuchungen zwar dazu geführt hat, dass ein Rezidiv früher erkannt und behandelt worden ist als bei den Kontrollpatientinnen, die erst aufgrund von Symptomen oder eines Rezidivnachweises in der Bildgebung eine Chemo erhalten hatten (Lancet 2010; 376: 1155).

Auf das Überleben hatte sich die vorverlegte Behandlung aber nicht positiv ausgewirkt: 25,7 Monate in der Tumormarkergruppe, 27,1 Monate bei symptomorientierter Therapie. Somit habe die frühere Diagnose aufgrund des Tumormarkeranstiegs lediglich die Lebensqualität der Frauen verschlechtert, so du Bois. Die Wertigkeit des Markers im Therapiemonitoring sei aber unstrittig.

Nach den AGO-Empfehlungen sollten Patientinnen nach Abschluss der Primärtherapie in den ersten drei Jahren alle drei Monate ausführlich befragt, gynäkologisch untersucht und eine Vaginalsonografie erhalten. Auch für die Früherkennung hat der routinemäßig erhobene Tumormarker CA 125 in Verbindung mit einer jährlichen Vaginalsonografie in den bisherigen Studien keine Reduktion der Sterberate erbracht, so du Bois.

Zwar konnte in einer britischen Studie mit mehr als 200.000 Frauen über 50 Jahren gezeigt werden, dass mit einer jährlichen Vaginalsonografie plus einem CA 125-Test das Ovarial-Ca bei jeder zweiten Frau früher entdeckt worden ist.

Das betraf aber nur die Spätstadien. Inwieweit das Screening die Sterberate beeinflusst, ist noch völlig offen. Da es derzeit für das Ovarial-Ca noch kein effektives Screening zur Frühdiagnose gibt, ist bei unspezifischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen und Zunahme des Bauchumfangs immer auch an Ovarialkrebs zu denken, sagt Professor Barbara Schmalfeldt von der Kommission Ovar der AGO.

Von den bildgebenden Verfahren habe die Vaginalsonografie den höchsten Stellenwert zur Diagnostik des Ovarial-Ca. Nur durch die Op könne die Diagnose gesichert und ein Staging vorgenommen werden.

Mehr zum Thema

Beratungsverfahren eingeleitet

G-BA: Zwei neue Datenerhebungen zu Orphans

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)

Effektive Senkung des Risikos für Hirnmetastasen bei EGFR-mutiertem NSCLC

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer