Kommentar

To screen or not to screen

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Das Krebsscreening gesunder Menschen führt stets zu einem Dilemma: Die Chance, einen bösartigen Tumor aufzuspüren, ist beim Einzelnen äußerst gering, dagegen ist die Gefahr für ein falsch-positives Ergebnis und eine unnötige diagnostische Prozedur erhöht. In der Tat werden beim Krebsscreening fast immer mehr falsche als richtige Resultate erzielt: Ein positiver Test stimmt also meistens nicht. Das ist unbefriedigend und führt immer wieder zu berechtigter Kritik. So wundert es kaum, dass die US-Präventions-Taskforce weiterhin kein Screening auf Ovarialkarzinome befürwortet: In Studien ließ sich die Krebsmortalität nicht senken, stattdessen wurden 1–3 Prozent der untersuchten Frauen unnötigerweise operiert. Also alles Unsinn?

Ein schnelles Urteil sollte hier niemand fällen. So ist ein Ovarialkarzinom meist tödlich, eine frühe Diagnose kann Leben retten. Das Screening erfasst vermehrt heilbare Tumoren, langfristig könnte dadurch die Sterberate sinken, eine erste Studie deutet in diese Richtung. Ja, für jede gerettete Frau würden dann mehrere Gesunde operiert werden. Ist es das wert? Dies lässt sich mit bloßen Zahlen nicht beantworten. Wer sich auf ein Screening einlässt, muss darüber gründlich informiert werden – und für sich selbst eine Antwort finden.

Lesen Sie dazu auch: Onkologie: Ein Screening auf Ovarial-Ca ist auch weiter nicht in Sicht

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 07.03.201812:58 Uhr

"To screen or not to screen" - ist das hier die Frage?

Offenkundig herrscht weltweit Begriffsverwirrung um Krebs-Vorsorge und Früherkennung, vereinfachend "Screening" genannt, bzw. Krebs-Ausschlusskriterien:

Es geht, wie bei allen qualifizierten ärztlichen Untersuchungen, um
- Anlass der Konsultation (Beschwerden, Krankheitszeichen, Prävention)
- Untersuchung, Detektion, Früherkennung, Differenzialdiagnostik
- Ausschluss von Erkrankungen, Risiken, Primärprävention

Es ist völlig absurd, FrauenärztInnen dafür zu geißeln, dass sie Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke anbieten, um „gynäkologische Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung zu betreiben bzw. Abwesenheit von Krankheiten zu detektieren“, gleichzeitig aber bei geringstem Verdacht auf Eierstockkrebs dieselben Ultraschalluntersuchungen als selbstverständliche Leistung der PKV- und GKV-Krankenversicherungen einzufordern.

Und falsch positive wie negative Untersuchungsergebnisse sind bei komplexen medizinischen Befunden weltweit ebenso unvermeidbare wie stetig zu verringernde Begleiterscheinungen für alle Krankheitsentitäten vom Scheitel bis zur Sohle.

Medizinische Propädeutik und evidenzbasierte Diagnostik/Therapie können variable Lebensäußerungen von Gesundheit, exogenen/endogenen Krankheiten, Degenerationen und bio-psycho-sozialen Schädigungen nur unzureichend-redundant bzw. mit Kollateralschäden abbilden.

Ausgerechnet beim Ovarialkarzinom mit meist primärer peritonealer Tumorzellstreuung und i.d.R. hochmaligner und aggressiv verlaufender Krebserkrankung zu verlangen, dass eine Frühdetektion sofort auf eine verbesserte Gesamtmortalität durchschlagen könnte, ist sowohl tumorbiologisch als auch epidemiologisch naiv.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Mauterndorf/A)

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