Kommentar
To screen or not to screen
Das Krebsscreening gesunder Menschen führt stets zu einem Dilemma: Die Chance, einen bösartigen Tumor aufzuspüren, ist beim Einzelnen äußerst gering, dagegen ist die Gefahr für ein falsch-positives Ergebnis und eine unnötige diagnostische Prozedur erhöht. In der Tat werden beim Krebsscreening fast immer mehr falsche als richtige Resultate erzielt: Ein positiver Test stimmt also meistens nicht. Das ist unbefriedigend und führt immer wieder zu berechtigter Kritik. So wundert es kaum, dass die US-Präventions-Taskforce weiterhin kein Screening auf Ovarialkarzinome befürwortet: In Studien ließ sich die Krebsmortalität nicht senken, stattdessen wurden 1–3 Prozent der untersuchten Frauen unnötigerweise operiert. Also alles Unsinn?
Ein schnelles Urteil sollte hier niemand fällen. So ist ein Ovarialkarzinom meist tödlich, eine frühe Diagnose kann Leben retten. Das Screening erfasst vermehrt heilbare Tumoren, langfristig könnte dadurch die Sterberate sinken, eine erste Studie deutet in diese Richtung. Ja, für jede gerettete Frau würden dann mehrere Gesunde operiert werden. Ist es das wert? Dies lässt sich mit bloßen Zahlen nicht beantworten. Wer sich auf ein Screening einlässt, muss darüber gründlich informiert werden – und für sich selbst eine Antwort finden.
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