Krebs ist eher ein Argument für Sport

Aktuelle Studien bestätigen, dass regelmäßige Bewegung ein wichtiger Faktor ist, der das Risiko für Brustkrebs und Rezidive beeinflusst.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

Bereits in den 80er Jahren ist in den USA beobachtet worden, dass sportliche Frauen und Athletinnen weniger häufig an Brustkrebs erkrankten als Menschen, die sich wenig bewegten. Daran hat die Gynäkologin Professor Marion Kiechle aus München aus Anlass des Symposiums "Sport und Krebs" - das erste dieser Art in Deutschland - in München erinnert.

Schon bei einer Stunde körperlicher Aktivität pro Woche, die zu einer erhöhten Pulsfrequenz führt, sei die Brustkrebshäufigkeit signifikant geringer als ohne körperliche Aktivität. Ab einem Schwellenwert von etwa vier Stunden Sport pro Woche verringere sich das Risiko für Brustkrebs um 20 bis 40 Prozent. Je früher im Leben mit Sport begonnen werde, desto besser sei es, so Kiechle. Zudem sei der positive Effekt von Bewegung größer, wenn das Körpergewicht im Normbereich liege.

Das habe erst kürzlich eine prospektive Studie des Regensburger Epidemiologen Professor Michael Leitzmann gezeigt. Er hat in den USA die Daten von 32 269 Frauen nach der Menopause zwischen 1987 und 1998 ausgewertet (Breast Cancer Research online, 10, 2008, R92). Demnach reduzierte regelmäßige intensive körperliche Aktivität - etwa schnelles Joggen - das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 19 Prozent, so Kiechle, die Gynäkologin am Klinikum rechts der Isar der TU München ist.

Patientinnen, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind, sollten sich generell eher fettarm ernähren und eine Gewichtszunahme vermeiden, betonte Professor Wolfgang Eiermann, Direktor der Frauenklinik des Rotkreuzklinikums in München. Für Patientinnen, "die dafür offen sind", so Eiermann, seien sportliche Aktivität möglichst schon während der Chemotherapie empfehlenswert. Die körperliche Aktivität, die sich positiv auf Energiebilanz, Hormonhaushalt, Insulinspiegel und Immunsystem auswirke, führe zu mehr Fitness und trage dazu bei, Übelkeit, Erbrechen und Ermüdung während einer Chemotherapie zu verringern.

Beim Abschlussgespräch am Ende der stationären Behandlung empfehle er seinen Patientinnen regelmäßig "dreimal Sport pro Woche und zweimal pro Woche Dinner-Canceling", so Eiermann. Leider würden jedoch viele Patientinnen dazu neigen, ihre körperliche Aktivität einzuschränken. Nur etwa die Hälfte der Krebspatientinnen erreichten drei Jahre nach Erkrankungsbeginn wieder den Aktivitätslevel vor der Erkrankung. Die Folge sei oft eine Gewichtszunahme, die wiederum die Prognose verschlechtere. Eine Zunahme des Körpergewichts um mehr als fünf Kilogramm verringere das Gesamtüberleben um 20 Prozent, so Eiermann.

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