Nackenschmerz korreliert nicht mit MRT-Befund

WIEN (ner). Über 80 Prozent der Patienten mit Nackenschmerzen haben radiologisch auffällige degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule. Wer glaubt, damit die Schmerzursache gefunden zu haben, täuscht sich jedoch wohl oft.

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Denn weder Röntgen-Befunde noch MRT korrelierten mit klinischen Symptomen, so Dr. Christian Krasny vom Orthopädischen Spital Speising in Wien. So liegen bei etwa 90 Prozent der Patienten funktionelle HWS-Störungen vor, die den Segmenten C2/3 und C3/4 zugeordnet werden können.

Dagegen finden sich die degenerativen Veränderungen meist in Höhe C4 bis C7, so Krasny und seine Kollegen auf der Grundlage einer retrospektiven Kohortenstudie mit 75 Nackenschmerz-Patienten.

In der Studie handelte es sich um Patienten mit isolierten, nicht traumatisch bedingten Nackenschmerzen (Orthopäde 34, 2005, 65). Die radiologischen Befunde waren unabhängig davon, ob die Symptome eher in der oberen oder der unteren HWS-Region auftraten.

Insgesamt hatten die Orthopäden bei 88 Prozent der Studienteilnehmer im Röntgenbild oder MRT krankhafte Veränderungen gesehen, also Osteochondrosen, Spondylarthrosen und Foraminal-Stenosen. Manualdiagnostisch ergaben sich bei 93 Prozent der Patienten pathologische Befunde, vorwiegend segmentale Blockierungen. Nur drei Patienten hatten eine radikuläre Symptomatik.

Ein Drittel der Patienten klagten nicht nur über die Schmerzen, sondern hatten auch Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Tinnitus oder ein Globusgefühl. Die Kopfrotation war kaum beeinträchtigt, vor allem nicht asymmetrisch.

Wegen des fehlenden Zusammenhangs zwischen Symptomatik und Bildgebung plädieren Krasny und seine Kollegen für einen polypragmatischen und intensiven Therapieansatz. Dazu gehören die aktive Heilgymnastik, manualmedizinische Methoden und physikalische Maßnahmen.

Manipulations- und Mobilisationstechniken führten jedoch nur kurzfristig zu Erfolgen, so die Wiener Orthopäden, und hätten keinen Einfluß auf die HWS-Beweglichkeit. Aufgrund der insgesamt schlechten Studienlage sei keine Aussage darüber möglich, ob einzelne Therapieverfahren oder deren Kombination Vorteile im Vergleich zu anderen haben.

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