DETECT-Studie

Jeder dritte Hausarzt-Patient ist chronisch nierenkrank

Chronische Nierenleiden werden in Deutschland häufig zu spät erkannt. Ärzte empfehlen daher, im Rahmen der Gesundheitsvorsorge auch die Nierenfunktion zu bestimmen.

Veröffentlicht:
Ein Ergebnis der DETECT-Studie: Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion litten vermehrt an Koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus und hohem Blutdruck.

Ein Ergebnis der DETECT-Studie: Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion litten vermehrt an Koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus und hohem Blutdruck.

© psdesign1 / Fotolia

MANNHEIM. In Deutschland leidet etwa jeder dritte Patient in der ärztlichen Primärversorgung an einer chronischen Niereninsuffizienz. Das berichten Forscher um Professor Winfried März von der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (Journal of Public Health; doi 10.1007/s10389-016-0773-0). Das Team hat erstmals das Ausmaß von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen in der allgemeinärztlichen Versorgung in Deutschland untersucht.

Dazu wurde die Häufigkeit von eingeschränkter Nierenfunktion bei 4080 zufällig ausgewählten Patienten aus ganz Deutschland auf Basis der Studie DETECT* analysiert. An der Studie nahmen 3188 Hausarztpraxen aus dem gesamten Bundesgebiet teil. In 851 Praxen waren zwischen 2004 und 2007 Blutproben zur Bestimmung der Nierenfunktion gewonnen worden. Damit ließ sich das Voranschreiten der chronischen Nierenerkrankungen beurteilen, berichtet die Universitätsmedizin Mannheim in einer Mitteilung.

Ziel von DETECT ist es, die Versorgung chronisch kranker Patienten etwa mit Diabetes mellitus, Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis zu erfassen.

Teilnehmer waren 3188 Hausärzte und 55.518 Patienten im gesamten Bundesgebiet.

Mehr Informationen unter: www.detect-studie.de

Ergebnis: In der hausärztlichen Versorgung lag die Prävalenz von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung bei 28 Prozent, das heißt, die errechnete glomeruläre Filtrationsrate (GFR), das Gesamtvolumen des gebildeten Primärharns pro Zeit, lag bei ihnen =60 ml/min/1,73 m2.

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion litten vermehrt an Koronarer Herzkrankheit, Diabetes mellitus und hohem Blutdruck. Die GFR nahm dabei im Mittel um 1,84 ml/min/1,73m2 pro Jahr ab. Frauen verzeichneten eine stärkere Abnahme der GFR als Männer. Bei Patienten mit Diabetes mellitus nahm die Nierenfunktion am stärksten ab (2,6 ml/min/1,73m2).

"An der Studie nahmen Patienten teil, die aus irgendeinem Grund ihren Hausarzt aufsuchten. Die Erkenntnisse zeigen, dass Einschränkungen der Nierenfunktion in der Primärversorgung sehr häufig sind und in der Patientenversorgung gebührend beachtet werden sollten", betont März in der Mitteilung.

"Um das Voranschreiten chronischer Nierenerkrankungen zu vermeiden, ist es wichtig, betroffene Patienten frühzeitig zu erkennen. Deshalb sollte erwogen werden, eine Bestimmung der Nierenfunktion in die Gesundheitsvorsorge aufzunehmen" so März weiter. (eb/eis)

*DETECT: Diabetes Cardiovascular Risk-Evaluation – Targets and Essential Data for Commitment of Treatment

Mehr zum Thema

Risikoeinschätzung

Bessere Prognose mit Cystatin-basiertem eGFR

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“