Nur weg mit dem Glimmstängel - aber wie?

16 Millionen Deutsche greifen täglich zur Zigarette. Viele wollen aufhören mit dem Rauchen - scheitern aber kläglich. Die Kampagne "Rauchfrei durchstarten!" will ihnen Mut machen, es trotzdem weiter zu versuchen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Bruch mit der Zigarette: Bergsteigerlegende Reinhold Messner motiviert Raucher zum Aufhören. © Pfizer

Bruch mit der Zigarette: Bergsteigerlegende Reinhold Messner motiviert Raucher zum Aufhören. © Pfizer

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BERLIN. Mit großen Herausforderungen kennt sich Reinhold Messner gut aus. Der Bergsteiger hat alle 14 Achttausender der Welt erklommen. Als erster Mensch bestieg er den Mount Everest, ohne eine Sauerstoffmaske zu gebrauchen. Er marschierte durch die Antarktis und durchquerte Grönland zu Fuß. Drei Dinge seien dafür nötig gewesen, so Messner. "Die richtige Vorbereitung, Motivation und ein klares Ziel vor Augen." Alles Dinge, die auch wichtig seien, um dem Rauchen zu entsagen. Er selber habe zwar "nie" zur Zigarette gegriffen. "Aber Passivraucher war ich. Mein Vater war starker Raucher, er starb an Lungenkrebs."

Vergangenen Freitag gab Messner in Berlin den Startschuss für die "Rauchfrei durchstarten!"-Tour. Die Initiative, die vom Pharmahersteller Pfizer initiiert wurde, will über die Risiken des Rauchens aufklären und Vorteile eines tabakfreien Lebens aufzeigen. An Aktionsständen soll in mehreren großen Städten über Fragen zur Rauchentwöhnung informiert werden - nach Berlin in Düsseldorf, Essen, Nürnberg und Köln. Ab Herbst folgen weitere Städte. 

Rauchausstieg sei ein Thema, "das viele bewegt", sagte Pfizer-Geschäftsführer Peter Albiez beim Kampagnenstart. Die Hälfte der Raucher wolle der Zigarette entsagen. "Wir wollen Raucher motivieren, aufzuhören." Leicht sei das nicht, betonte der Berliner Lungenarzt Dr. Thomas Hering. "Das Problem ist das starke Suchtpotenzial von Nikotin." Es mache körperlich und geistig abhängig und führe dazu, dass viele Raucher, die dem Qualmen abschwören wollten, mit Spontanversuchen scheiterten. 

Experten bezeichneten dies als "Silvesterentschluss", der in der Regel schon am Neujahrstag ende. Hering schlussfolgert daraus: "Willenskraft allein reicht nicht aus." Es sei wichtig, sich Unterstützung zu holen, am besten bei einem Arzt. Der könne kompetent beraten und begleiten.

Die Palette an Möglichkeiten zur Rauchentwöhnung sei überschaubar, betonte Hering. "Wir spielen hier auf einem Klavier mit relativ wenigen Tasten." Als Erfolg versprechend hätten sich neben der Nikotinersatztherapie nikotinfreie Medikamente erwiesen. Etwa 30 Prozent der so therapierten Raucher könnten auch nach zwölf Monaten Entwöhnung sagen: "Zigarette? Nein danke!" 

Problem sei jedoch, dass die Kassen die ärztlich begleitete medikamentöse Rauchentwöhnung nicht erstatten würden. Das sei unverständlich, da die Kosten für die Folgen des Rauchens weit höher lägen als die für die medikamentöse Rauchentwöhnung. "Daher sollte das endlich einen festen Platz im Erstattungskatalog der GKV haben."

Warum der Rauchausstieg so schwer fällt

Kippe adé? Das fällt vielen Rauchern ziemlich schwer, denn die Kombination aus erlerntem Rauchverhalten und Entzugssymptomen erschwert den Rauchausstieg enorm. Zu den häufigsten Entzugssymptomen gehören neben dem Verlangen nach Nikotin Verhaltensveränderungen wie eine depressive Stimmungslage, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit sowie Gewichtszunahme. Einige dieser Symptome können länger als zehn Wochen andauern.

Daher sind spontane Versuche, das Rauchen via "kaltem Entzug" aufzugeben, meist wenig erfolgreich. (hom)

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