Kommentar
Den Ärztemangel clever beheben
Haben wir zu wenige oder zu viele Ärzte in Deutschland? Nach Ansicht von Politik und Kassen gibt es genug Ärzte - sogar 77 000 mehr als noch vor 15 Jahren. Sie seien nur ungleich verteilt. In Ballungsräumen und Gebieten mit hoher Lebensqualität finde man sie zuhauf, in sozial schwachen Vierteln und ländlichen Regionen dagegen fehle es an Medizinern.
Auch die Bundesärztekammer (BÄK) sagt, dass es heute mehr Köpfe in der Medizin gibt als noch vor 20 Jahren. Trotzdem gebe es Ärztemangel - nicht nur im Osten, auch im Westen der Republik. Nicht nur in ländlichen Regionen, auch in Städten. Die Erklärung der BÄK leuchtet ein: Das Leistungsspektrum in der Medizin wächst. Gab es 1924 gerade mal 14 Facharztgruppen, so sind es heute über 40. Dafür braucht man Ärzte. Und die fehlen. Dass ganze Klinikabteilungen geschlossen werden, weil Mediziner fehlen, ist längst keine Propaganda mehr. Es ist Fakt.
Dass die BÄK den Verweis nicht gelten lässt, dass der Ärztemangel auch behoben werden kann, indem nicht-ärztliche Berufsgruppen bestimmte ärztliche Aufgaben übernehmen, ist unverständlich. Das "Gottähnliche" hat in der modernen Medizin, in der Arbeitsteilung selbstverständlich sein sollte, nichts zu suchen.
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