Psychotherapeuten

Ausbildungsreform senkt keineswegs das Niveau!

Auch die Vertragspsychotherapeuten wehren sich nun gegen die Kritik des SpiFa, es entstünde ein Psychologe unterhalb des Niveaus eines heutigen klinischen Psychologen.

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NEU-ISENBURG. Nachdem bereits die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) zur Mäßigung in der Debatte um die Reform der Psychotherapeuten-Ausbildung aufgerufen hat, fordern nun auch die Vertragspsychotherapeuten mehr Besonnenheit. Mit der Reform werde sehr wohl ein Direktstudium – und zwar mit Weiterbildung – analog des Medizinstudiums geschaffen, erklärt Benedikt Waldherr, 1. Vorsitzender des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten (bvvp) der „Ärzte Zeitung“.

Entfacht hatte die Debatte der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa), nach dessen Ansicht noch im Dezember ein Referentenentwurf vom Gesetzgeber vorgelegt werden soll, über den ein Psychologe unterhalb des Niveaus eines heutigen klinischen Psychologen ausgebildet und approbiert werden solle. Auch Waldherr, in dessen Verband mit seinen rund 5300 Mitgliedern immerhin 2600 Vertragsärzte vertreten sind, wehrt sich gegen diesen Vorwurf. Es finde vielmehr eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus statt.

Gleichzeitig schaffe man durch die Weiterbildung mehr Rechtssicherheit für die angehenden Psychotherapeuten, sagt er. Denn bisher gingen die Psychotherapeuten in Ausbildung (PIA) als Akademiker – aber noch ohne Approbation – in die Kliniken und machten dort (zwar unter Supervision) Therapien ohne Nachweis der Heilkunde. „Künftig folgt nach dem Studium die Approbation. Wobei ich lieber sechs statt der vorgesehenen fünf Jahre Studium und ein zusätzliches praktisches Jahr wie bei den Medizinstudenten gehabt hätte“, so Waldherr.

Waldherr aber auch die DPtV würden sich aber nicht nur bei der Reform der Ausbildung, sondern auch der Frage nach der Finanzierung tatsächlich den vom SpiFa eingeforderten Dialog wünschen. „Da steckt doch viel Polemik drin“, sagt der bvvp-Vorsitzende. Er räumt aber ein, dass man das Finanzierungsproblem lösen muss: „Aber hier gibt es eine Übergangszeit. Wir sprechen über die nächste Psychotherapeutengeneration, die in zehn, zwölf Jahren in die Versorgung kommt.“

Dass es hier Überlegungen gebe, eine Förderung ähnlich der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin nach Paragraf 75a SGB V einzuführen, sei richtig. Das stößt dem SpiFa auf, der Verband hatte gewarnt, dass künftig die niedergelassenen Haus- und Fachärzte über die Morbiditätsorientierte Gesamtvergütung (MGV) die Weiterbildung eines neuen Versorgungssektors mittragen müssten. Hier müsste man nach einer gemeinsamen Lösung suchen, mahnt Waldherr.

Er ist auch etwas überrascht, dass der SpiFa schon Kenntnis über den Referentenentwurf hat. Nach seiner Information sei dieser erst für Januar angekündigt. (reh)

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